Dem Chamäleon überlegen

Von Buntbarschen ist man es gewöhnt, dass sie den Zoologen Rätsel aufgeben.

In manchen Fällen dauerte es lange, bis man entdeckte, dass ganz verschieden aussehende Fische in Wirklichkeit als Männchen und Weibchen zur gleichen Art gehörten. "Sexualdimorphismus" nennt das der Fachmann: diese Verschiedengestaltigkeit von Männchen und Weibchen ist unter Buntbarschen weit verbreitet. Oft sind die Weibchen schlanker und zierlicher und haben kleinere Flossen, während die Männchen im Alter ein ausgesprochen bulliges Aussehen annehmen, einen Fetthöcker auf dem Kopf sowie große, lang und spitz ausgezogene Flossen bekommen.

Haplochromis spec
Zwei Männchen von Haplochromis spec, die durch Drohgebärden versuchen, einander vom Platz zu weisen.
Fische

Sie sind es, die bei der Brautwerbung mit ihrer Pracht angeben und ihre Nebenbuhler mit allen Mitteln der Imponiertechnik einschüchtern: Die Flossen werden gespreizt, der Kopf wird durch herausgeklappte Kiemendeckel vergrößert, die Farbe wird dunkler und leuchtender. Derart optisch vergrößert, gelingt es dem Revierverteidiger im allgemeinen, einen Eindringling einzuschüchtern und zu vertreiben. Nur wenn das nichts nützt, stellen sich die Rivalen Seite an Seite und zeigen durch wuchtige Schwanzschläge ihre Kraft. Schließlich versuchen sie, durch Maulzerren und Schieben dem anderen den Schneid abzukaufen.

Einem unbefangenen Beobachter mag dieses Maulzerren wie zärtliches Küssen vorkommen. Aber es geht dabei wesentlich ernster zu. Nicht selten haben nach dem Kampf Sieger und Besiegter Verletzungen in der Mundgegend.

Auch farblich sind Männchen und Weibchen oft ganz unterschiedlich. Meist ist das kleinere Weibchen sehr viel unscheinbarer gefärbt, oft gleicht es in Farbe und Muster den Jungtieren. Die Männchen dagegen prunken mit leuchtenden Farbmustern, die sogar in schneller Folge geändert werden können. Bei einem Wettstreit im Farbenwechseln wären manche Buntbarsche dem Chamäleon weit voraus.