Ein Jammerbild von Esel

Ich trat an den Wagen, in dem sich die nunmehr avisierte Eselin befand. Der Händler führte sie herab.

Ich sah - den Alptraum von einem Esel. Ein Fell, das von Motten zerfressen und mit Mist imprägniert schien; es stank. Das Tier eine Jammergestalt, die jeden Augenblick zusammensinken konnte. Dazu kam aus ihrer Brust ein Röhren, das an eine chronische Bronchitis denken ließ. "Die?" fragte ich entsetzt.

"Ja", gab der Händler zu, "sie sieht elend aus. Sie hat bis jetzt im Schweinestall eines Bauern gehaust. Aber bei der Pflege, die sie bei Ihnen haben wird, ist sie bald bildschön." Ich war gar nicht seiner Meinung.

Huftiere

In diesem Augenblick hob das Jammerbild von Esel seinen Kopf. Seidige Wimpern zogen sich über die Augen. Mit einem langen Blick musterte es zuerst kurz mich, dann das Haus mit seinem muffigen Reetdach, den Backsteinwänden und dem Garten. Der Kopf drehte sich. Die Ohren spielten müde. Dann kam ein tiefer Seufzer.

Seltsamerweise war genau das der Augenblick, in dem ich ernstlich daran zu denken begann, sie doch zu uns zu nehmen. "Die?" fragte meine Frau bestürzt, als sie hinzutrat. "Ich weiß noch nicht", murmelte ich vorsichtig. Sie betrachtete die Eselin von allen Seiten. "So schlecht sieht sie gar nicht aus", meinte meine Frau. "Wenn sie erst ordentlich geputzt ist..."

Zehn Minuten später stand Susanne in unserem Stall. Den Namen hatte ich schon parat gehabt. Dankbar fraß sie, was man ihr vorsetzte. Und gierig trank sie das lauwarme, mit (süßem) Hustensaft versetzte Wasser, das ihre Erkältung bekämpfen sollte. Eine Woche später verschmähte sie bereits Möhren, die ihr nicht passten. Sie hatte anscheinend beschlossen, nachdem das Wunder geschehen war, uns von Anfang an deutlich zu machen, dass wir uns nach ihr zu richten hätten. Dabei ist es bis heute geblieben.