Ohne Kotschleudern geht's nicht

Auch beim Liebeswerben fehlt die Fäkalienschau nicht.

Flusspferd

Hier geht nicht der Herr zur Dame, sondern das Weibchen sucht den Bullen auf. Der stellt sich in Positur und beginnt mit dem Kotschleudern. Das Weibchen zeigt ihm seine Paarungsbereitschaft durch Aufwirbeln des Wassers mit dem rotierenden Schwanz. Nur gut, dass das Flusspferdleben vorwiegend im Wasser stattfindet. So sind alle Liebesgaben bald wieder abgewaschen.

Bei der Geburt unter Wasser ist das Baby knapp so groß wie der Kopf der Mutter; acht Monate dauert die Tragzeit. Rührend sorgt sich die Mutter um das Kind. Sie schiebt es mit dem Kopf behutsam nach oben, wenn das Ufer zu hoch ist.

Huftiere

In das klare Wasser der Mzima Springs im Tsavo Nationalpark in Kenia ist ein Unterwasser-Beobachtungsstand eingebaut. Dort können Touristen die Flusspferde sehen, wie sie scheinbar schwerelos im Wasser schweben oder am Boden liegen und dösen. Alle paar Minuten tauchen sie vorsichtig auf, atmen ein und lassen sich dann wieder in die Tiefe gleiten. Bis zu 15 Minuten können die Atempausen dauern, jedoch wird der Atem nur bei Gefahr so lange angehalten. Sonst sind die Intervalle wesentlich kürzer und betragen vier bis sechs Minuten.

Von dem Aussichtspunkt unter Wasser kann man auch erkennen, wie gut die Anatomie des Flusspferdschädels dem versteckten Leben unter der Wasseroberfläche angepaßt ist: Die Hippos können es so einrichten, dass nur Nasenlöcher, Augen und Ohren über Wasser sind. Vor wem sich die Tiere verstecken, ist allerdings nicht bekannt. Heute haben sie außer dem Menschen keine Feinde. Nur selten kommt es vor, dass ein junges Tier etwa einem Löwen zum Opfer fällt.

Flusspferde können etwa 50 Jahre alt werden; dann setzen schon das Abnutzen und Ausfallen der Zähne ihrem Leben eine Grenze. Freilebende Tiere sterben allerdings im Durchschnitt erheblich jünger. Doch haben sie eine hohe Vermehrungsrate, und in manchen Nationalparks wird das zu einem Problem. Dort müssen Tiere abgeschossen werden, damit der Bestand sich nicht unerträglich erhöht. Die geschossenen Tiere werden verkauft, aber man reißt sich nicht um das Fleisch. Manche Eingeborenenstämme wohnen so weit vom Wasser weg, dass ihre Vorfahren nie Flusspferde jagten. Bei ihnen gehört Flusspferdfleisch daher nicht zu den traditionellen Speisen. Bei anderen Stämmen sind die Flusspferde Totemtiere und werden deshalb nicht verspeist; heilige Kühe ißt man nicht.

Flusspferdmutter mit Kalb
Der stets gleiche Liegeplatz der großen Weibchenherden bietet vielen Tieren Lebensraum. Flusspferde locken Unmengen von Fliegen und Würmern an. Fische aus der Barbenfamilie kommen, fressen den Kot und weiden auch den Schweiß ab. Frösche benutzen die Flusspferde als Inseln. Sie finden in den Fliegen reichlich Nahrung. Bachstelzen, Wat- und Reihervögel suchen die Leiber nach Zecken, Blutegeln und Fliegenlarven ab. Schattenvögel, Klaffschnabelstörche, Kuhreiher und Graufischer gehen vom Flusspferdrücken aus auf Jagd nach Fröschen, Fischen und Insekten. So bildet die Flusspferdherde ein Biotop und Symbiosezentrum, das in der Gesamtheit seiner Zusammenhänge noch gar nicht erforscht wurde.