Hoher Kopf heißt hoher Blutdruck

Die Zoologen hatten noch weitere Gründe, anzunehmen, dass Giraffen normalerweise den Kopf nur ungern senken. Die Belastung für den Blutkreislauf schien ungeheuerlich.

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Giraffen
Es gibt noch eine andere Art der Begegnung zwischen Giraffenbullen, die vielleicht nur eine ins Sanfte abgewandelte Art des gegenseitigen Schlagens ist: das Halsreiben. Dabei pendeln die Köpfe der beiden hin und her, während sich die Hälse gegeneinanderreiben.

Ein Tier, das den Kopf zweieinhalb Meter höher als das Herz trägt, muss zunächst einmal einen sehr hohen Blutdruck haben, damit das Gehirn noch ausreichend versorgt wird. Messungen haben ergeben, dass er 200 bis 300 Einheiten beträgt - doppelt soviel wie beim Menschen. Das ist noch nichts Erstaunliches; auch der Kanarienvogel hat 220. Man hätte bei der Giraffe eigentlich mehr erwartet.

Was aber geschieht, wenn die Giraffe den Kopf sekundenschnell senkt, bis er zwei Meter unter der Herzhöhe liegt, um ihn ebenso schnell wieder auf die volle Höhe zu heben?

Die medizinische Logik sagt, dass das Blut beim Beugen des Halses in den Kopf schießt, um beim Heben des Kopfes mit Gewalt zum Herz zurückzuströmen. Dadurch wird das Gehirn blutleer. Eine Giraffe müsste eigentlich jedes Mal, wenn sie den gesenkten Kopf wieder in die Höhe nimmt, ohnmächtig umfallen.

Warum widerfährt ihr das nicht?

Heute weiß man: sie hat Verschlusskappen in der Halsvene und den Nebenadern. So steigt der Blutdruck nicht, wenn sie den Kopf neigt, sondern er sinkt - wohl um das Gehirnsystem zu entlasten - auf etwa 175. Und wenn sie den Hals wieder reckt, wirken die Klappen wie Schleusentore und stauen das Blut, damit es nicht ruckartig zurückschießen kann.

Man weiß schon viel über die Giraffen. Aber es wird noch lange dauern, bis man alles weiß.