Charakterfehler sind natürliche Reaktionen

Huftiere

Einmal waren wir draußen, als sich plötzlich ein furchtbares Gewitter zusammenzog. Der Csikós brachte die Hengstfohlen noch bis zum Stall, doch da fuhr der Sturm schon heran und warf das schwere Gatter aus den Angeln.

Der ungewohnte Knall genügte, um die Tiere in wilder Flucht davonstürmen zu lassen. Erst spät am Abend brachte der Hirte sie zurück. Zwölf Kilometer waren sie in panischem Entsetzen durch das Unwetter gebraust, bis er die wilde Jagd stoppen konnte.

Solch eine Massenflucht wird mit jeder Sekunde heftiger. Denn das Wissen: "den letzten beißen die Hunde" (sprich: Wölfe) ist im Instinkt verankert. Deshalb greifen die hinteren Tiere immer kräftiger aus, und das nervöse Stakkato ihrer Hufe bringt dann wieder die vorderen in immer schnelleres Tempo.

Bei solchen Anlässen begreift man, dass Pferde die ängstlichen, schreckhaften Geschöpfe der weiten Ebene sind, deren Heil in der Flucht liegt. Erst wenn diese ihm verwehrt wird, setzt das Pferd seine Waffen ein; es steigt, schlägt aus und beißt.

Grundsätzlich sind Pferde gutartig und friedfertig. Sogenannte Charakterfehler, die man bei unseren mitteleuropäischen Reitstall-Gäulen so oft findet, haben zumeist überhaupt nichts mit dem Charakter zu tun. Es sind natürliche Reaktionen auf das Einpferchen in einer zu engen Box, auf unsachgemäßes Training und schlechte Behandlung,