Wespen sind Jäger

Auch Bienen können stechen, gewiß. Doch gelten sie bei uns als liebe, verträgliche und nützliche Tiere. Nützlich für den Menschen, versteht sich, denn sie sammeln Honig. 

Wespenstachel

Und da sie selbst nur von den Erzeugnissen der Blüten leben, ist man geneigt, ihnen als Vegetarier eine sanftmütige Lebensart zuzuschreiben. (Wer einen Bienenschwarm reizt, denkt bald anders darüber.)

Bei Wespen ist das auf jeden Fall anders. Sie sind keine Vegetarier, sondern Jäger. Die Larven werden fast ausschließlich mit Eiweiß ernährt: Mit erbeuteten Fliegen, Raupen und auch Bienen, die von den Arbeiterinnen ins Nest gebracht werden. Sie sammeln auch Fleisch und Fisch von Abfallhaufen und Marktständen.

Jagende Wespen umspielen Blüten, die von Fliegen besucht werden. Plötzlich stoßen sie wie ein Habicht auf die Beute, packen sie mit den Kiefern und töten sie durch einen Biß in den Nacken. Dann hängen sie sich am letzten Beinpaar auf, drehen und wenden die Beute zwischen den beiden ersten Beinpaaren, trennen Kopf, Beine und Flügel sauber ab und zerbeißen den Rest, bis eine unkenntliche Masse entstanden ist. Der Futterbrocken wird dann zwischen Kiefer und Vorderbeine geklemmt, so wie wir einen Heuhaufen tragen würden, und durch die Luft zum Nest gebracht.

Nicht alle Beutetiere werden sofort getötet. Manche werden mit dem Giftstachel nur gelähmt und als lebender Fleischvorrat aufbewahrt.

Insekten
Wespen

Die Fleischnahrung ist, wie gesagt, vor allem für die Larven bestimmt. Sie brauchen Fleisch, um zu wachsen, denn sie können ihr körpereigenes Eiweiß nur aus anderen Eiweißstoffen aufbauen.

Die Arbeiterinnen aber sind in der Regel mit zuckerhaltigen Süßspeisen zufrieden. Sie leben vom Blütennektar und vom Honigtau der Blattläuse, von frischem Obst, von Marmelade und ähnlichen Delikatessen. Diese Nährstoffe werden im "Transportmagen", einer Art von Kropf, ins Nest gebracht.