Verfolgungsjagd

Es war die Rede von der unverdorbenen Art und Herkunft des Eichhorns. Und das stimmt. Dieses Tagtier lebt hauptsächlich vegetarisch, ernährt sich von Früchten der Nadelhölzer, Nüssen, Bucheckern, Eicheln, von Pilzen und Insekten.

Eichhörnchen
Nagetiere

Es nimmt auch einmal Eier oder Jungvögel aus einem Vogelnest. Im Grunde ist es aber ein friedliebender Waldbewohner. Wegen seiner Flinkheit und Possierlichkeit ist es ein vom Menschen gerngesehenes Tier. Seine Feinde sind nicht gering an Zahl. Vor allem Baummarder, Wildkatze, Habicht und andere Greifvogelarten stellen ihm nach. Auch Fuchs, Vielfraß und Luchs versuchen, es am Erdboden zu überlisten. Wagt sich das Eichhörnchen bei Dunkelheit ins Freie, kann es dem Uhu, wo es ihn noch gibt, zum Opfer fallen.

Eichhörnchen
Unsere Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) können farblich differieren: von knallrot bis zu schwarz.

Seine Nester baut es sich aus Zweigen in Astgabeln der Kronen mittelhoher Bäume. Meist legt es sich mehrere Nester, sogenannte Kobel, an und schläft abwechselnd in ihnen, bis es schließlich sein Lieblingsnest herausgefunden hat, das danach von ihm bevorzugt wird. Bis zur Paarungszeit hält sich das männliche Eichhörnchen in der Regel allein in seinem Revier auf. Das Paarungsspiel mit einer Reviernachbarin gleicht einer wilden Jagd in den Bäumen, hinauf und hinab zum Erdboden. Die Jagd endet mit einer Balgerei, bei der geräuschvoll die Fetzen von Baumgeäst und Laubblättern umherfliegen.

Eichhörnchen

Die Jagd im Ernstfall, eine Verfolgungsjagd zwischen Marder und Eichhörnchen, habe ich einmal im Degerlocher Wald über Stuttgart mitangesehen. Das ging von Baum zu Baum in gewaltigen Sprüngen und wie im Fluge durch das Gewirr der Äste, an den Stämmen hinunter und wieder hinauf, dass die Baumrinden ohrenbetäubend knatterten. Dabei zeigte sich, was an einem Eichhorn dran ist. War ihm der Verfolger gar zu nah auf den Fersen, dann spreizte das gejagte Tier seine Hinterbeine und segelte mit dem zum Steuerruder erhobenen Schwanz durch die Lüfte. Nicht nur in die Weite reichten die Luftsprünge zum anderen Baumgipfel. Einem Fallschirmspringer gleich, ließ sich das Eichhorn von der Höhe in die Tiefe fallen und landete auf einem unteren Ast. Zwanzig Minuten lang hetzte der Marder das flüchtige Tier, das ihm überlegen blieb. Er musste die Jagd aufgeben.

Spaziergänger sind es gewohnt, dem Eichhörnchen auch an Wintertagen zu begegnen, wenn wärmende Sonnenstrahlen auf der Schneedecke liegen. Das Baumtier hält sich bei strenger Kälte in seinem warm gepolsterten Nest auf, kennt aber keinen eigentlichen Winterschlaf. Es ist allezeit auf dem Sprung, um kopfunter den Stamm hinabzulaufen und sich dem Parkbesucher mit seinen neugierigen Knopfaugen zu präsentieren. Dann stöbert es auch in den Abfallkörben herum, wo es vielleicht etwas Genießbares findet, im Glücksfall die Reste eines Winterapfels oder eine Bananenschale. Im Herbst sammelt es fleißig seine Wintervorräte, und es ist sprichwörtlich für seinen Sammeleifer bekannt. Die Vorräte versteckt das Tier in Baumhöhlen und verscharrt sie im Erdboden - an so vielen Plätzen, dass es über seinem Eifer häufig die eine und andere Vorratsstelle vergisst.