Ihn nennt keiner "Dummer Hund!"

Raubtiere

Vor hundertfünfzig Jahren mußte Deutschlands größter Dichter einem Pudel nachgeben. Sehr gegen den Willen des Intendanten Goethe spielte der Köter Nero die Hauptrolle auf der Bühne des Hoftheaters zu Weimar: Als treuer Hund in einem Schauerdrama.

Pudel

Seit jenem Theatererfolg, - der übrigens jahrelang anhielt spricht man über die Klugheit der Pudel. Auch wir: Wir wollen Ihnen erzählen, was die Forschung zur Intelligenz des Pudels sagt.

Woher kommt es, dass der Pudel seit jeher der Liebling hervorragender Persönlichkeiten war? Bildhauer wie Thorwaldsen, Staatsmänner wie Napoleon, Dichter wie Heinrich Heine und Philosophen wie Arthur Schopenhauer umgaben sich mit Pudeln. Beethoven komponierte, bevor er nach Wien zog, seine Elegie auf den Tod eines Pudels. Chopin schrieb - angeregt durch die lustigen Bewegungen eines Pudelchens seinen Minutenwalzer.

Der Dichter Jean Paul tat keinen Schritt ohne seinen Hund. In der Studentenzeit war es der Pudel Schill. Später, in den Jahren des Ruhmes, war Pudel Ponto der Begleiter.

Jean Paul wurde häufig von fürstlichen Verehrern zu Vorlesungen eingeladen und auch in die damals üblichen Zirkel adeliger Familien gebeten. Es ist nicht überliefert, dass er zu diesen Besuchen seine Ehefrau oder eines seiner Kinder mitnahm. Ponto aber war immer dabei. Jean Paul lehnte jede Einladung ab, wenn er den Hund nicht mitbringen durfte. Anfangs führte dies zu Verdrießlichkeiten, bis sich die Gastgeber an die Eigentümlichkeit des Dichters gewöhnt hatten. Und da Ponto ein angenehmer, sauberer und wohlerzogener Hund war, überschlugen sich die Freunde des Dichters schließlich in ihrer Anerkennung.

In Heidelberg steckte sich die Damenwelt sogar hinter den Hundecoiffeur, um von ihm nach der alljährlichen Schur die weißen Locken von Ponto feingebündelt für teures Geld zu erwerben.

Aber warum unter allen Hunderassen gerade der Pudel?

"Wegen des Einfühlungsvermögens des Pudels in die Lebensgewohnheiten seines Herrn", wird Ihnen ein Pudelbesitzer sagen. "Wegen seiner natürlichen Anmut. Und natürlich wegen des intelligenten Wesens!"

Der Pudel gilt als besonders intelligent, als beinahe menschlich klug. Keiner käme auf den Gedanken, ihn "Dummer Hund!" zu schimpfen. Man glaubt vielfach, er sei anderen Hunden an Verstand weit überlegen. Moderne Zoologen sehen es jedoch anders. Bei ihnen steht der Pudel in der Intelligenzliste der Hunde auf keinem besseren Platz als der Schäferhund, der Dackel oder der Schnauzer. Daß er sich so besonders "klug" und "verständig" zeigt, hat andere Gründe.

Einer davon beruht auf den sozialen Instinkten, die jeder Hund von seinen Vorfahren, den Wölfen, geerbt hat.