Tarneffekt der Farbe

Ein Kuriosum des Chamäleons ist seine Fähigkeit, die Farbe zu wechseln.

Chamäleon - Chamaeleo bitaeniatus

Obwohl es genaue Untersuchungen über diesen Mechanismus gibt, existieren die seltsamsten Vorstellungen darüber, warum bestimmte Farben angenommen werden. So bestechend die Vorstellung von der vollkommenen Anpassung an den Untergrund zur Tarnung ist - den Beobachtungen entspricht dieses Denkmodell nicht so ganz. Betrachten Sie das Bild des farbenprächtigen Männchens von Chamaeleo bitaeniatus vom Victoriasee, das Sie oben sehen!

Kein Farbton entspricht einer Blatt- oder Blütenfarbe seiner natürlichen Umgebung. Auch die Farbmuster sind von denen der Umgebung völlig verschieden. Dennoch ist dieses Chamäleon kaum zu entdecken. Die bunte Färbung am Tag löst nämlich den Umriss völlig auf, wenn man das Tier nicht direkt ins Auge fasst.

Reptilien

Selbstverständlich ist der Tarneffekt der Farbe groß. Vor allem die unscheinbarer gefärbten Weibchen sind vorzüglich ihrer natürlichen Umgebung angepasst. Doch eine größere Rolle spielt die Farbe als Stimmungsbarometer: Ein Chamäleon kann sich buchstäblich schwarz ärgern! Grün ist dagegen die Farbe der Überlegenheit. Das dominierende Männchen ist leuchtendgrün, alle anderen Artgenossen nehmen in seiner Nähe unauffälligere Schattierungen an. Die Schlaffarbe ist im allgemeinen hell - gelblich, grünlich oder sogar weißlich. Im Schlaf sind die Farbträger in den Zellen zu einem kleinen Klumpen zusammengezogen, der sich aber blitzartig auflösen und die ganze Zelle mit Farbe erfüllen kann. Gewisse Farbkörper - so bei den Männchen von Chamaeleo montium vom Kamerunberg und beim Chamaeleo bitaeniatus hoehnelii aus Ostafrika - können das Licht besonders intensiv reflektieren. Die mit ihnen angefärbten Schuppen haben einen intensiven hellblauen oder fluoreszierend grünen Leuchtfarbton.

Viele Chamäleon-Männchen haben abenteuerlich geformte Hörner, Helme, Dornen oder Hautlappen am Kopf, auf dem Rücken und am Schwanz. Vor allem die Hörner verleihen ihnen ein kämpferisches Aussehen. Doch sie kämpfen nur selten. Im allgemeinen droht der Stärkste und zielt mit dem Kopf in die Richtung des Gegners. Meist verfärbt sich dann der andere dunkel und verschwindet. Ich habe bei Chamaeleo montium Kämpfe von Männchen beobachtet. Dabei kreuzten sie ihre Hörner und versuchten, den anderen nach hinten zu pressen. Diese Schiebekämpfe dauern selten länger als eine Minute, dann gibt der Schwächere nach. Auch Chamaeleo jacksoni ist bereit, seine drei Hörner einem Gegner in die Seite zu stoßen.

Chamäleon - Chamaeleo montium
Zwei Männchen von Chamaeleo montium in Kampfstellung.