Raupen fressen und wachsen

Legt ein Huhn ein befruchtetes Ei, so schlüpft aus diesem ein Huhn. Aus einem Schmetterlingsei schlüpft aber noch lange kein Schmetterling, sondern es vollzieht sich jene erstaunliche Metamorphose, die vom Ei über die Raupe zur Puppe und dann zum flugfähigen Insekt führt.

Vögel

Schmetterlingseier sind übrigens beliebte Objekte für jene Spezialisten unter den Naturfotografen, die mit der Kamera in extreme Nahbereiche gehen: Die Eiformen sind kugelig, oval, halbkugelig, scheibenförmig, kegelförmig, birnenförmig oder napfförmig; manche Eier gleichen, sieht man sie vergrößert, versteinerten Seeigeln.

Stadium zwei. Die Raupen sind recht simpel gebaute Wesen, denen alle Sinneseinrichtungen, die nicht mit dem Fressen zu tun haben, fehlen. Zusammengesetzte Facettenaugen haben sie nicht, statt dessen beiderseits nur eine Reihe von sechs Punktaugen, mit denen sie gerade noch hell und dunkel unterscheiden können; eine Futterpflanze lässt sich aus der Nähe schemenhaft ausmachen. Verständlicherweise sind die Kauwerkzeuge zum Zerkleinern der pflanzlichen Nahrung gut ausgebildet. Eine weitere Spezialität der Raupen ist eine kleine Warze auf ihrer Unterlippe, welche die Öffnungen von zwei Spinndrüsen trägt. Der Spinnfaden, der hier austritt, ist für die Fortbewegung der Raupen sehr wichtig; er erlaubt ihnen, auch auf glatter Unterlage vorwärtszukriechen, sich bei einem Absturz wieder am Faden zur Futterstelle zurückzubegeben oder auch ein Nest aus Gespinstfäden anzulegen.

Schmetterling schlüpft aus der Puppe
Unsere Fotos zeigen, wie ein Schwalbenschwanz aus der Puppe schlüpft.

Erstaunlich ist die verschwenderische Außenausstattung des wurmförmigen Raupenkörpers mit Farben, Zeichnungen, Warzen, Dornen oder Haaren. Manche der Färbungen und Formen dienen der Tarnung, andere sind so grell und auffallend, dass sie Feinde abschrecken. Diese Schockfarben werden noch unterstützt durch giftige Dornen oder auch etwa durch die ausstülpbare Nackengabel der Schwalbenschwanzraupe, die einen (für Menschennasen) ekligen Geruch verbreitet.

Raupen fressen und wachsen. Nur ihre Außenhaut wächst nicht mit. Sie wird zu eng und muss abgelegt werden. Im Raupenleben findet diese Häutung etwa vier- bis fünfmal statt. Die letzte Häutung ergibt dann die Puppe. Interessant ist, dass in der verpuppungsreifen Raupe schon der später ausschlüpfende Schmetterlingskörper im wesentlichen vorgebildet ist. Die Anlage der Flügel ist da, ebenso die der Fühler, der Facettenaugen, der Mundteile und Beine.


Schmetterlingspuppen gibt es in vielerlei Gestalt. Manchmal sind sie in Kokons eingesponnen, oft ruhen sie in der Erde oder sind frei aufgehängt. Auch unser Schwalbenschwanz (der uns hier stellvertretend für die anderen Falter gilt) hängt sich als Puppe frei, den Kopf nach oben, an einen Zweig und schützt sich gegen das Herunterfallen durch einen um die Taille geschlungenen Seidenfaden. Man nennt diesen Typ eine Gürtelpuppe.

Die Dauer des Puppenstadiums ist bei den einzelnen Arten sehr verschieden. Manche Puppen ruhen nur kurz, etwa zwei Wochen. Andere wieder überwintern, weil zu ihrer Entwicklung Frosttemperaturen nötig sind. Es gibt auch Puppen, die zwei oder mehr Jahre bis zum Schlüpfen des Schmetterlings brauchen; der Fachmann sagt, "sie überliegen". Ist die Puppe reif, wird ihre Hülle immer durchsichtiger, und man kann schon einige Flügelfarben des bald schlüpfenden Schmetterlings erkennen. Beim Schlupf reißt die Puppenhülle an festgelegten Bruchlinien auf - am Kopf, auf dem Rücken und entlang den Fühlerscheiden. Der Schmetterling windet sich mit noch weichen, dem Körper anliegenden Flügeln aus der Hülle heraus. Durch Pumpbewegungen zwingt er Körperflüssigkeit in die Flügeladern und bewirkt, dass sich die Flügel entfalten; innerhalb einer halben Stunde erhärten sie bis zur Gebrauchsfähigkeit. Sie sehen diesen Vorgang auf unseren Fotos. Wer jemals beobachtet hat, wie aus einer vollgefressenen Raupe eine walzenförmige, braune Puppe wurde und aus dieser dann der Falter, muss diese Metamorphose als Wunder empfinden. Insekten haben in der Natur nicht ihresgleichen.