Das Männchen sorgt für Nahrung

Wiedehopf

Wie alle Rackenvögel ist der Wiedehopf ein Höhlenbrüter. Bei der Auswahl der Bruthöhle macht ihm die Konkurrenz schwer zu schaffen, denn die anderen Höhlenbewohner seiner Größe sind ihm überlegen.

Dies gilt vor allem für den Star. Vogelschützer haben schon oft versucht, dem Wiedehopf künstliche Nistgeräte als zusätzliche Bruthöhlen anzubieten. Meist haben sie resigniert aufgegeben, denn diese Höhlen waren bald alle vom Star besetzt. Die Konkurrenz hat wohl dazu geführt, dass der Wiedehopf vielfach in weniger geeigneten Höhlungen brütet: in alten Mauern, in Steinhaufen (die. aus groben Steinen geschichtet, Hohlräume enthalten), unter Dächern von Hütten und Feldscheunen oder unter dem Holzboden von Hütten, wenn sich von außen ein Zugang findet.

Vögel
Wiedehopf

Ob Wiedehopfe ein Nest bauen, ist bis jetzt noch nicht völlig geklärt. Man hat noch nie einen Wiedehopf mit Nistmaterial im Schnabel gesehen. Bei manchen Nestunterlagen, die man fand, war zweifelhaft, ob es nicht Überreste des Nestes vom vorherigen Besitzer der Baumhöhle waren. Es spricht aber einiges dafür, dass einzelne Wiedehopfe lockeres Nistmaterial eintragen. Meist liegen jedoch die Eier und die Jungvögel direkt auf dem Holzmulm der Baumhöhle oder im Staub des Erdlochs. Sicher ist allerdings, dass die Wiedehopfe altes Nistmaterial aus den Höhlen entfernen und morsche Holzstückchen loshämmern und zum Flugloch hinauswerfen können.

In der Brutbiologie nimmt der Wiedehopf eine Sonderstellung ein. Das Weibchen brütet im allgemeinen vom ersten Ei ab, und von diesem Zeitpunkt an sucht es selbst keine Nahrung mehr, sondern lässt sich das Futter ausschließlich vom Männchen zutragen. Es kommt nur noch für wenige Sekunden aus der Bruthöhle heraus, um Kot abzusetzen, und ist im übrigen dauernd in der Höhle. Ich habe selbst mehrfach Wiedehopfe im Flugkäfig gehalten. Dort haben sie gelegentlich auch gebrütet. Dabei ging es so weit, dass das Weibchen sich vor einen Haufen von angebotenen Mehlwürmern setzte, diese aber nicht selbst aufnahm, sondern sich die Würmer einzeln vom Männchen überreichen ließ.

Wiedehopf

Der Wiedehopf legt bis zu acht oder neun Eier. Nach 15tägiger Bebrütung schlüpft täglich ein Junges. Die Jungvögel sind also verschieden groß, und wenn nicht reichlich Nahrung zur Verfügung steht, führt dies dazu, dass nur die Ältesten am Leben bleiben. Weil das Weibchen bis zum Schlüpfen des letzten Jungen brüten muss, hat das Männchen viel zu tun, um Nahrung für seine Frau und für den Nachwuchs herzuschaffen. Erst wenn die ältesten Jungen schon halb erwachsen sind, beteiligt sich auch das Weibchen an der Futterbeschaffung. Besonders aufreibend wird die Versorgung der Familie, weil der Wiedehopf im Gegensatz zu den Singvögeln nicht mehrere Beutetiere gleichzeitig im Schnabel herbringt, sondern immer nur eines verfüttert. Vielleicht erklärt sich so seine Vorliebe für die großen Maulwurfsgrillen als Aufzuchtfutter. Denn eine kleine Larve oder Spinne lohnte kaum den Weg.

Höhlenbrüter haben gegenüber Freibrütern einen großen Vorzug: Sie sind gegen Witterungsunbilden geschützt und bleiben für viele Nestfeinde unsichtbar. Andererseits sind sie jedoch in ihren eigenen Höhlenwänden gefangen, wenn ein Nesträuber zum Einschlupfloch hereinkommt. So haben viele Höhlenbrüter Verhaltensweisen der Abschreckung entwickelt. Bei den Meisen zum Beispiel zischen Altvögel und befiederte Junge, sobald man sich am Flugloch zu schaffen macht.

Auch der Wiedehopf hat seine Nestverteidigung, aber sie wurde lange Zeit völlig missverstanden. Weil der Nisthöhle ein Gestank entströmte, sobald man sich am Eingang zu schaffen machte, hat man früher vermutet, die Wiedehopfe säßen in ihrem eigenen Kot. Daher stammt das Sprichwort: "Er stinkt wie ein Wiedehopf."