Zoologisches Stichwort

Zwergdommeln

Die Zwergdommel oder Zwergrohrdommel (Ixobrychus minutus) ist unser kleinster Vertreter der Familie Reiher (Ardeidae) in der Ordnung Sehreitvögel (Ciconiiformes). Ihre Gesamtlänge beträgt ca. 35 cm, das Gewicht etwa 140 g. Sie ist also ungefähr so groß wie eine kleine Taube, aber mit einem viel längeren Hals.

Das Männchen ist auf Kopf und Rücken schwarz mit leicht grünlichem Schimmer, das Weibchen oberseits bräunlich und auf der Unterseite stärker längsgestreift. Junge sind zunächst gelblich bis ockerfarben bedunt: später tragen sie ein Jugendkleid, das dem des Weibchens ähnelt, aber noch stärker gefleckt und gestreift ist. Der Schnabel des Männchens kann bei Erregung (z. B. Balz oder Revierverteidigung) deutlich erröten, was auf eine hormonelle Durchblutungssteuerung zurückzuführen ist.

Zwergdommel

Die Zwergdommel ist in Europa südlich des 60. Breitengrades verbreitet, gebietsweise aber durch Biotopvernichtung versehwunden bzw. selten geworden oder stark gefährdet. Sie kommt außerdem in Afrika und Australien vor. Ihr Lebensraum sind Gewässer mit Verlandungszonen und entsprechender Vegetation. Dort sind Zwergdommeln oft schwer zu beobachten, da sie geschickt durch Röhricht oder Gestrüpp schleichen. Lediglich wenn sie auffliegen und mit fast eulenartigem Fluge eine kurze Strecke zurücklegen oder zur Balzzeit ihre froschartigen Rufe hören lassen, stellt man ihre Anwesenheit leichter fest. Fliegende Zwergdommeln sind an den großen hellen Flügelpartien gut zu erkennen.

Die Zwergdommel ist in Europa ein Sommervogel, der in Ost- und Südafrika überwintert. Nahe verwandte Arten gibt es auch in anderen Erdteilen.

Die Zwergdommel wird mit etwa zwei Jahren geschlechtsreif. Das Männchen bestimmt den Brutplatz und beginnt dort mit dem Bau einer Nestunterlage, die auf umgebrochenem Schilf oder im Gebüsch angelegt wird. Beide Partner vollenden dann das Nest. Das Männchen zeigt das Brutrevier durch seine charakteristischen Rufe an, die man besonders in der Dämmerung hört.

Die fünf bis sechs weißen Eier werden 17 bis 19 Tage von beiden Partnern abwechselnd bebrütet. Bereits im Alter von knapp einer Woche flüchten die Jungen bei Störungen aus dem Nest, kehren danach aber wieder zurück. Plötzlich von einer Gefahr überrascht, nehmen sie - wie auch Altvögel - eine "Pfahlstellung" ein. Man muss dann häufig genau hinsehen, um den Vogel von der Umgebung zu unterscheiden. Nach vier Wochen sind die Jungen flügge. Es gibt eine Brut im Jahr. Die Nahrung besteht vor allem aus Fischen und anderen Wassertieren.