Hauptfeinde: Die Amseln

Etwa elf Tage dauert es, bis sich die Kaulquappen freischwimmen. Sie sind olivfarben und glänzen wie Perlmutter und Goldflitter. Man erkennt Laubfroschlarven an dem hohen, durchsichtigen Flossensaum, der bis zwischen die Augen reicht.

Laubfrosch
Froschlaich
Froschlaich

Nach drei Monaten, dann ist schon Hochsommer, zieht es die kleinen, grünglänzenden Laubfröschchen ans Land; oft tragen sie noch ein Stummelschwänzchen, das sich erst langsam verliert.

In diesem Stadium sind die Jungfröschchen äußerst gefährdet. Sie haben unter vielen Nachstellungen zu leiden - angefangen von den Ringelnattern, die echte Laubfroschfans sind, bis zu den Amseln, die für die Laubfroschpopulation geradezu existenzgefährdend sind. Diese Wohlstandschmarotzer spezialisieren sich oft darauf, ununterbrochen die Gewässerränder zu kontrollieren und unter den ausschlüpfenden Jungfröschen ein Pogrom zu veranstalten. Man braucht sich nicht zu wundern, warum es bei uns nur noch wenige Hyla arborea gibt.

Naturschützern und Tierfreunden tut es oft leid, daß der Frosch unserer Kinderzeit, dieser gewissermaßen nostalgische Lurch, in der freien Wildbahn so selten geworden ist. Sie versuchen manchmal, größere Bestände von erwachsenen Laubfröschen (oft sogar von Hyla meridionalis, der die einheimische Lurchfauna verfälscht) an irgendwelchen Weihern auszusetzen - in der Hoffnung, damit eine neue Laubfroschbelegschaft zu gründen. Solche Unternehmungen scheitern regelmäßig. Erwachsene Laubfrösche wandern nach allen Richtungen hin aus und werden von ihren Feinden vertilgt. Auch wer es unternimmt, in seinem Gartenteich einheimische Laubfrösche zu züchten, und dann die frischgeschlüpften Fröschchen irgendwo an einem Gewässer aussetzt, wird kein Freude erleben. Von der großen Schar der Jungfrösche trifft er im nächsten oder übernächsten Frühjahr (Laubfrösche können bei guter Fütterung schon im zweiten Jahr fortpflanzungsfähig sein) keinen mehr. Die Tier haben das ausgewählte Gewässer nicht als "ihres" anerkannt. Da sind sie den Erdkröten nicht unähnlich, die eine starke Bindung an "ihr" Gewässer haben, in dem sie ihr Kaulquappenzeit verbrachten. Sie kehren jedes Jahr hierher zum Laichen zurück - oft auch dann noch, wenn der Tümpel inzwischen sogenannten Meliorationsmaßnahmen zum Opfer gefallen ist.

Aussicht auf Erfolg hat wahrscheinlich nur die Methode, daß man Laubfrösche hält, zur Fortpflanzung bringt und dann entweder gleich den Laich, spätestens aber die noch halbwüchsigen Kaulquappen in das erwähnte Gewässer bringt. Der Tümpel muß von Gebüsch und Bäumen umstanden sein, sollte eine Schilfzone haben und so abgelegen sein, daß professionelle Laubfroschfänger nicht hinkommen.

Vielleicht könnten dann an diesem Weiher unsere Enkel noch einen Laubfrosch in freier Wildbahn sehen.