Auf 2000 Muscheln eine lohnende Perle

Solange die Perlmuschelbäche unverändert und sauber blieben, gediehen die Bestände gut und brachten reiche Erträge. So wurden von 1814 bis 1857 im Bayerischen Wald und in Oberfranken mehr als 156 000 Perlen "gefischt".

Flussperlmuschel

Dabei kann man davon ausgehen, dass nur jede hundertste Muschel eine Perle enthält, wovon höchstens jede zwanzigste wertvoll ist - das heißt: 2000 Muscheln bringen eine lohnende Perle.

Seit dem Beginn des letzten Jahrhunderts sind aber die Bestände der Muscheln und die Perlenerträge überall zurückgegangen. Diese Entwicklung verlief stellenweise so rasch, dass viele Vorkommen der Flussperlmuschel überhaupt erloschen sind. Die Gründe für den Rückgang lagen in der zunehmenden Gewässerverschmutzung, bei den Bachregulierungen und der Perlenräuberei. Der Naturschutz bemüht sich mit allen Mitteln um die Erhaltung der letzten Bestände. Dabei steht der Schutz der Muschel als Tier im Vordergrund. Die Perlenerträge sind kaum noch nennenswert, sie haben keine wirtschaftliche Bedeutung mehr.

Perlmuschel
Seeperlmuschel
Seeperlmuschel

Die "Süßwasserperlen" haben auch starke Konkurrenz aus dem Meer bekommen. Durch die Verbesserung der Handels- und Verkehrsbeziehungen und verfeinerte Fischereimethoden kamen immer mehr Perlen aus dem Indo-Pazifik nach Europa. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Perlen der Großen Seeperlmuschel, die im Indischen und Stillen Ozean in großen Beständen weit verbreitet ist. Bei dieser Perlenfischerei werden die "abgeernteten" Muscheln nicht wieder ins Meer zurückgebracht; aus ihren dicken Schalenklappen wird Perlmutter für viele Schmuck- und Gebrauchszwecke gewonnen.

Seeperlmuschel
Seeperlmuschel

Kurz vor dem ersten Weltkrieg legte der Japaner Mikimoto die Grundlagen für den Siegeszug der Meeresperlen über die Süßwasserperlen - durch seine halb künstliche, halb natürliche Methode der Perlenzucht. Er ging von der Forschungserkenntnis des Marburger Zoologie-Professors Alverdes aus, dass in der Natur dann Perlen gebildet werden, wenn bei einer Muschel Manteloberhaut in die tieferen Bindegewebsschichten des Mantels gelangt (der "Mantel" ist die Umhüllung des Eingeweide-Sacks).