Zoologisches Stichwort

Perlmuscheln

Echte Perlmuscheln gibt es in der Klasse der Muscheln (Bivalvia) in zwei Gruppen. Einmal sind es im Süßwasser die Flussperlmuscheln (Familie Margaritiferidae) in der Ordnung der Blattkiemer (Eulamellibranchiata), vor allem mit den Arten Margaritifera margaritifera in Europa und Margaritifera monodonta in Nordamerika. Flussperlmuscheln besiedeln kühle, kalkarme Bäche und haben dicke Schalen von 12 bis 15 cm Länge. Sie werden sehr alt (60 bis 80 Jahre) und wachsen sehr langsam, was unter anderem eine Folge ihres kalkarmen Lebensraumes ist. Wie die nahe verwandten Flussmuscheln (Familie Unionidae) stecken sie mit dem Vorderende ihrer Schale im Gewässergrund, das Hinterende nach oben und leicht rückwärts geneigt. Auf diese Weise sind die Öffnungen oder Siphonen für das Einströmen von Atemwasser mit Nahrungsteilchen und das Ausströmen von verbrauchtem Wasser mit Abfallstoffen immer in der Strömung.

Perlmuschel

Die andere Gruppe perlenerzeugender Muscheln sind die im Meer lebenden Seeperlmuscheln der Gattung Pinctada, in der Familie Vogelmuscheln (Pteriidae) aus der Ordnung der Fadenkiemer (Filibranchia). Die Seeperlmuscheln mit ihren quadratisch-gerundeten Schalen, deren Durchmesser bis zu 30 cm betragen kann, liegen waagerecht auf dem Meeresgrund und heften sich mit Haft- oder Byssusfäden am Untergrund fest.

Perlenbildung gibt es ferner bei Steckmuscheln (Pinna), Miesmuscheln (Mytilus), Austern (Ostrea), Kamm-Muscheln (Pecten) und Riesenmuscheln (Tridacna), jedoch so selten, dass sie keine wirtschaftliche Bedeutung hat. Auch sind diese Perlen in der Regel nicht so schön wie die der Perlmuscheln; die Perlen der Kamm- und Riesenmuscheln sind überdies kalkweiß, da diese Muscheln keine Perlmutterschicht besitzen.

Perlen entstehen dadurch, dass Perlmutter erzeugende Manteloberhaut in die Tiefe des Mantels, ins Bindegewebe, gelangt. Das geschieht, wenn ein Parasit oder ein anderer Fremdkörper zwischen Schaleninnenseite und Manteloberhaut eindringt und auf dem Wege ins Bindegewebe Oberhautzellen mitreißt. Diese Zellen umschließen dann den Fremdkörper und scheiden um ihn herum Perlmutter ab. Nicht immer ist aber in solchen "Perlsäckchen" oder in Perlen ein Fremdkörper zu finden, so dass es auch noch andere Auslöser für die Perlenbildung geben muss. Darüber herrscht aber noch keine Klarheit. Um vom knappen und teuren Angebot an Naturperlen und den Zufällen der Perlenfischerei unabhängig zu werden, entwickelte der Japaner Mikimoto vor dem ersten Weltkrieg eine Zuchtmethode für Perlen der Seeperlmuschel. Er pflanzte jungen Perlmuscheln künstliche "Perlsäckchen" ein, die aus einer Perlmuttkugel und herumgenähtem Mantelepithel einer anderen Perlmuschel bestanden. So erhielt er nach sechs bis sieben Jahren Zuchtperlen mit dem Aussehen von Naturperlen. Da die Perlenzucht in gut kontrollierbaren seichten Meeresbuchten stattfinden muss, kam die in größeren Tiefen lebende Große Seeperlmuschel (Pinctada margaritifera) dafür nicht in Frage. So wird die Perlenzucht mit der in flachem Wasser lebenden Martensschen Seeperlmuschel (Pinctada martensi) betrieben.