Mit der klebrigen Zunge fängt man Fliegen

Sind Kröten also doch giftig? Ein wenig - zugegeben. Aber nur, wenn man sie plagt. Und auch dann ist dieses Gift nicht gefährlich, sondern nur lästig.

Anders sieht die Sache allerdings aus, wenn man das Bufotalin genannte Krötengift sammelt und chemisch rein darstellt. Dann wird das Gift zur hochprozentigen Gefahr. Ein halbes Milligramm reines Bufotalin stellt für je ein Kilogramm Körpergewicht von Säugetieren eine tödliche Dosis dar. Dieses Krötengift ähnelt in der Wirkung dem Digitalis, dem giftigen (aber in der Verdünnung heilenden) Saft des Fingerhuts; es ist also ein Herzgift. Leider lässt sich aus dem Bufotalin nicht wie aus Schlangengiften ein Abwehrserum gewinnen. Es hat nämlich die Eigenschaft, sich im Organismus zu speichern. Man kann also kein Pferd mit steigenden Mengen von Bufotalin spritzen, damit Abwehrstoffe gebildet würden: das Pferd käme in dem Augenblick um, da die tödliche Dosis Bufotalin erreicht wäre. Allerdings ist diese Dosis beachtlich. Für die 35 Milligramm reines Krötengift, die ausreichen, um einen Menschen zu töten, sind mehr als fünfzig Kröten nötig. Die Kröte selbst ist gegen ihr eigenes Gift übrigens auch nicht immun: Sie stirbt am Dreihundertfachen der Menge Bufotalin, die sie selbst hervorbringt.

Kröte

Doch besteht, wie gesagt, kein Anlass zu einer Krötengift-Panik. In der Natur kommt man nur äußerst selten mit dem dünnen Saft in Berührung, und ein gründliches Händewaschen schützt vor allen Belästigungen.

Wir waren im Kurzporträt der Erdkröte bei den Ohrwülsten angekommen und können uns nun dem gewaltigen Maul zuwenden, das sich als Klappfalle quer durchs ganze Krötenantlitz zieht. Im Gegensatz zu anderen Froschlurchen besitzen Kröten keine Zähne, sondern müssen ihre Beute zahnlos bewältigen. Allerdings hilft ihnen die Zunge dabei, die nicht wie bei uns Menschen hinten im Gaumen, sondern vorne, gleich hinter dem Maulrand, angewachsen ist. Wie manche Spitzbuben ihr Klappmesser, so lässt auch die Kröte ihre Zunge blitzartig herausschnellen, wobei diese auch noch an Klebstoffdrüsen vorbeistreicht und so zusätzlich als Fliegenfänger fungieren kann.