Katzenfisch

Die bärtigen Welse haben bewundernswerte Sinnesorgane. Außerdem schmecken sie gut.

Wels

Dreißig Jahre meines Lebens habe ich geangelt und tausend Leuten beim Fischen zugesehen. Aber was Tom Silverstone tat, war das Dümmste, was ich jemals beobachtet habe. Er nahm eine Schnur, wie man sie für Pakete braucht, knüpfte einen Haken an und steckte daran einen fragwürdigen Lappen, der einst als Stück von einem Taschentuch bessere Zeiten gesehen hatte.

"Du willst mir nicht erzählen, dass du mit diesem Köder einen Fisch fängst", sagte ich, meiner bescheidenen Autorität gewiß, "nicht in hundert Jahren!"

Tom grinste und hängte die Schnur ins Wasser - wir standen an einem Nebenfluß des Red River, ziemlich oben in Louisiana, wo Mr. Silverstone werktags der trockenen Beschäftigung eines Bücherrevisors nachging. Kein Wunder, dass er vom Angeln keine Ahnung hatte.

Also erklärte ich Tom genau und geduldig, warum es auf diese Weise unmöglich ist, einen Fisch zu fangen. Leider drang ich nicht ganz bis zum Wesentlichen vor - es zog an der Schnur, Tom seinerseits zog auch und hatte einen vierpfündigen Fisch dran.

Als ich mich von dieser größten Überraschung meines Lebens erholt hatte, sah ich mir das leichtfertige Wasserwesen, das sogar auf schmutzige Taschentücher anbiß, erst mal genauer an. Es war keine klassische Schönheit, war schuppenlos und hatte einen Bart. Genauer gesagt: Acht Bartfäden, vier oben und vier unten - etwa so, wie Karl May seinen Hadschi Halef Omar zu schildern pflegte. Weil die Barteln - bei etwas Phantasie - ähnlich wie die Schnurrhaare einer Katze aussahen, haben die Amerikaner einen einleuchtenden Namen dafür. "Catfish!" stellte Tom mir den Gefangenen vor, "Katzenfisch". In Deutschland nennt man ihn Katzenwels, und an jenem denkwürdigen Angeltage beschloß ich, mich eingehender mit Welsen zu beschäftigen. Zumal sie - wie ich am gleichen Abend noch feststellen konnte - hervorragend schmecken.

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