Eine Kolonie bei Salzburg und in der Röth
Österreichs erfolgreichste Steinbockaussetzung geschah im Jahr 1924 durch Dr. Gustav Krupp im Blühnbachtal bei Salzburg. Die Tiere wurden zwei Jahre draußen in freier Natur im Gatter gehalten und erst dann freigelassen.
Nach zehn Jahren hatte sich die Zahl der Aussiedler verdoppelt. Heute lebt dort eine respektable Kolonie von über siebzig Stück. An das Blühnbachgebiet anschließend wurde dann auf bayerischem Boden in der Röth, oberhalb des Obersees, im Bereich der Hohen Teufelshörner im Jahr 1936 eine neue Kolonie begründet, zunächst nur mit einem Bock und drei Geißen aus Sankt Gallen, zu denen einige Kitze aus dem Berliner Zoo kamen. Schon 1944 gab es dort unter 27 Stück Steinwild drei kapitale Böcke. Es lag nahe, dass sich diese Kolonie mit der im Blühnbachtal zusammentat; heute ist dort ein Steinbockgebiet, um dessen Bestand man sich nicht mehr sorgen muß.
In der Schweiz erfolgt die Gründung einer Steinwildkolonie stets auf Antrag einer Berggemeinde. Der Schweizer Bund liefert dann die ersten drei Steinwildpaare gratis. Zusätzliche Böcke kosten 1000 bis 2000 Franken, Geißen sind etwas teurer: 2000 bis 3000 Franken das Stück. Von einer richtigen Steinwildkolonie darf erst dann gesprochen werden, wenn die ausgesetzten Tiere im vorgesehenen Areal bleiben und sich dort vermehren. In der Schweiz trifft dies in etwa 40 Fällen zu. Man zählt dort heute rund 3700 Stück Steinwild, davon allein 700 Tiere in der größten Kolonie am Piz Albris im Engadin.
Falls Sie dieser Kolonie einmal einen Besuch abstatten wollen, sind hier einige Hinweise. Von Pontresina aus, dem berühmten Engadiner Luftkurort, fahren Sie mit der Sesselbahn auf die Alp Languard hinauf (wenn Sie etliche Stunden Anstieg zu Fuß sparen wollen), bewundern die grellweißen Gipfel der Bernina, des Piz Palü, den Felssporn der Crast' Agüzza und das Eisgerinnsel des Morteratschgletschers, zu dem unser Steinbockberg, der Piz Albris, den Zugang versperrt.
Die Paradieshütte, eine Wegstrecke vom Piz Languard, steht klein zu seinen Füßen. Man muß daran denken, was doch die Bergamasker Schäfer, die früher auf diesen Kuhböden ihre Herden weideten, für hartgesottene Burschen gewesen sein müssen.