Verwandschaft

Doch wenn er auch mit der Hausziege Kinder zeugen kann, den Steinbock unterscheidet einiges von ihr.

So ist der Querschnitt des Steinbockhorns dreieckig mit gerundeter Vorderseite, bei der Hausziege ist das Horn flach und zweischneidig. Dann hat die Ziege einen großen, langen Kinnbart, der Steinbock nur einen kurzen oder gar keinen. Auch sind die Ohren beim Steinwild kleiner und zierlicher als die Riesenohren der Hausziege. Steingeißen bringen erst mit drei bis sechs Jahren Junge zur Welt, Ziegen schon ein- oder zweijährig. Vor allem aber ist der berüchtigte Bocksgeruch - bei der Hausziege überaus penetrant - beim Steinbock weit schwächer und erinnert mehr an Schafe.

Machen wir kurz die Steinbockverwandtschaft komplett: Am nächsten stehen unserem Alpensteinbock der Sibirische, der Westkaukasische, der Nubische und der Äthiopische Steinbock. Fernerstehende Verwandte sind der Spanische Steinbock, der Tur im Kaukasus, die Bezoarziege in Vorderasien und auf Kreta, die Schraubenziege im südwestlichen Asien und schließlich noch die Hausziege, die von der Bezoarziege abstammt. Jeder kann mit jedem fruchtbare Kinder zeugen, was allemal für die Verwandtschaft spricht.

Doch nun zum Ruhmesblatt unseres Jahrhunderts: der Wiedereinbürgerung des Steinwilds in den Alpen. Als erstes Land wandte sich die Schweiz an den italienischen König mit einem Gesuch, den Eidgenossen einige Paare jungen Steinwilds zur Wiederansiedlung zu überlassen. Der König lehnte rundweg ab. Doch verzeichnet die Schweizer Chronik über die Wiedereinbürgerung des Steinbocks trotzdem verschmitzt, dass im Jahr 1906 drei Steinkitze "zu hohem Preis" aus dem streng bewachten Gran Paradiso erworben worden seien. In heimlichem Transport, weil die Ausfuhr streng verboten war, seien die Tiere in den Tierpark Peter und Paul nach Sankt Gallen gebracht worden, wo sich aus ihnen bis zum Jahr 1911 ein reinblütiger Steinwildbestand von elf Tieren aufbauen ließ.

Am 8. Mai 1911 wurde im Gebiet der Grauen Hörner im Sankt Galler Oberland die erste Aussetzung von fünf Tieren aus dem Park Peter und Paul gewagt. Ihr folgten noch weitere solche Unternehmungen, so in Graubünden im Piz-d'Aela-Gebiet. In Österreich begann die Wiedereinbürgerung in den Jahren 1889 bis 1896, als der Baron Born beim Loiblpaß in den Karawanken eine Kolonie ins Leben rief, die sich bis 1920 auf siebzig Köpfe vermehrte. Doch blieben davon nur sieben Steinböcke übrig.

Steinbock - Rangordnungskampf
Spielerische Rangordnungskämpfe der jungen Steinböcke
Huftiere