Vor der Hochzeit gibt es eine Rauferei
Die Liebe bricht bei Reinekes gegen Ausgang des Winters, Ende Januar und Februar, aus. Um diese Zeit sind die Tiere, so merkwürdig das klingt, am schwersten, also in bester körperlicher Kondition.
Die Fähe beginnt unruhig zu werden, läuft in der ganzen Gegend herum und hinterläßt überall ein paar Tröpfchen als Liebespost. Wie die Hunde, so beschnüffelt auch der Fuchsrüde diese Duftmarken mit großer Wonne und reibt seinen Kopf im gelbgefärbten Schnee. Doch nur ausnahmsweise findet der Freier die Fähe ohne männliches Gefolge an; die Regel ist, dass er sich mit den Konkurrenten herumraufen muß und dabei die erste Wolle aus seinem nagelneuen Winterpelz verliert.
In den letzten Tagen vor dem Wurf rupft sich die Fähe ihre weiche Bauchwolle von der Brust bis zur Schwanzwurzel aus, um eine warme Unterlage für die Jungen zu schaffen, aber auch um ihre Zitzen zum späteren Säugen freizulegen. Sie bringt zwischen drei und acht Junge zur Welt und deckt die noch blinden, vor sich hin wimmernden Babys mit ihrer buschigen Lunte zu. Erst etwa vierzehn Tage nach der Geburt öffnen die Welpen die Augen, die in den ersten Lebenswochen noch einen blauen Schimmer zeigen und sicher nur ein verschleiertes Sehen erlauben. Später klären sie sich und nehmen den klaren braunen Farbton der erwachsenen Füchse an. Der Rüde, der häufig nach der Paarung noch bei der Fähe bleibt, hilft danach auch bei der Aufzucht der Jungen.
In früheren Jahren, als die Tollwut noch nicht so überhandgenommen hatte, kamen viele Jungfüchse schon in ihren ersten Lebenswochen in Menschenhand. Jäger, die um ihre Fasanen besorgt waren, gruben das Fuchsgeheck mit großem Arbeitsaufwand aus dem Bau, wollten aber die kleinen Wollknäuel nicht umbringen, sondern nahmen die Welpen mit und verschenkten sie als Haustiere. Oft wurden auch Jungfüchse gefunden, deren Mutter umgekommen war. Wenn ich zusammenzähle, komme ich auf sieben Fuchskinder, die im Verlauf von Jahren ihre Jugendzeit bei mir verbracht haben und völlig zahm wurden. Man konnte mit ihnen ohne weiteres spazierengehen oder sie wie Hunde im Haus halten, wenn sie nur tagsüber ihren Auslauf in einem großen Freigehege hatten. Junge Füchse riechen übrigens so wenig wie junge Hunde. Ich habe einmal einen Jungfuchs unter meinen Pullover gesteckt und einen Spaniel schnuppern lassen; er fand den Kerl erst nach langen Sekunden.