Gut angepasst

Raubtiere
Pudel

Hunde richten sich nach einer sozialen Rangordnung. In ihrem Herrn erkennen sie das Leittier; ihm passen sie sich an. Diese sozialen Instinkte sind beim Pudel überdurchschnittlich ausgeprägt. Deshalb gelingt diesen Hunden die Anpassung an ihr Leittier - in diesem Fall an den Menschen, der ihr Herr ist - besonders gut.

Ein zweites kommt hinzu. Die Domestikation, also das Heranziehen zum Haustier, hat die Hunde nicht - wie Kühe oder Schweine - völlig unterworfen und stumpf gemacht. Im Gegenteil. Sie hat die hervorstechenden psychischen Anlagen der Hunde eher gefördert: Ihre Auffassungsgabe, ihre schnelle Reaktion auf neue Umweltbedingungen und ihre Lernfähigkeit.

Auch auf diesem Gebiet zeigt sich die Pudelrasse als besonders begabt.

Diese beiden Eigenschaften - die extreme Anpassungsfähigkeit an die Eigenarten des Menschen und die ausgeprägten psychischen Entwicklungsmöglichkeiten - machen den Pudel besonders gelehrig. Das hat ihm den Ruf eingetragen, sehr "intelligent" zu sein. Aber mit Intelligenz nach menschlichen Maßstäben hat das nichts zu tun.

Die guten Eigenschaften des Pudels haben ihn schon früh zum Freund des Menschen gemacht. Zwar ist seine Rasse in den Augen strenger Züchter noch jung. Das erste Zuchtbuch für die Pudelrasse wurde in Deutschland erst gegen 1910 eröffnet. Aber bekannt ist der Pudel zumindest seit dem 16. Jahrhundert.

Auf drei Gebieten entwickelten die Urahnen unserer heutigen Pudel in engem Kontakt mit den Menschen besondere Fähigkeiten, die viele Generationen lang immer weiter ausgebildet wurden. Da war zunächst das Talent als Bewacher. Der Pudel galt als der klassische Hütehund, der Begleiter und Mitarbeiter des Schafhirten. Beide, Herr und Hund, hüteten gemeinsam die Herde, trieben sie über Land und lebten Tag um Tag in engster Gemeinschaft.

Pudel

Andere Pudel arbeiteten mit Jägern zusammen. Sie wurden darauf abgerichtet, das geschossene Wild aus Gebüsch und Wasser, aus Schilf und Rohr zu apportieren und dem Herrn zu Füßen zu legen. Auch hier war enger Kontakt nötig. Der Jäger mußte sich auf seinen Gefährten völlig verlassen können.

Die dritte Abteilung, in der Pudel sich besonders hervortaten, war die Schaustellerbude. Pudel waren die bevorzugten Hunde der Gaukler. Auch dort standen sie in engster Beziehung zu ihrem Herrn, auf dessen fast unsichtbare Befehle sie ihre Kunststücke ausführten.

Überall waren es die Anpassungsfähigkeit und der Lernwille des Pudels, die den Hund dem Menschen lieb und nützlich machten und beide eng zusammenschlossen. Dadurch wurden die geistigen Eigenschaften dieser Hunde weiter gefördert - und der krönende Beweis für ihre speziellen Talente wurde sicher an jenem Tag erbracht, an dem Goethe im Hoftheater zu Weimar einem Pudel weichen mußte.