Wildkatzen sind kaum zu beobachten
Da kaum jemand eine echte Wildkatze bei ihren Verhaltensäußerungen in freier Wildbahn beobachten kann, erlauben Sie mir, Sie nach Lothringen in die schöne Stadt Nancy zu entführen.
An der dortigen Universität wirkt der wohl kompetenteste Wildkatzenkenner Europas, Professor B. Conde von der Zoologischen Fakultät. Herr Conde ist einer jener Wissenschaftler, die Wissen nicht nur mit Hilfe eines Archivs, sondern weit mehr mit der lebendigen Anschauung gewinnen. Er legt allerdings gar keinen Wert auf Publicity. Wir mussten unseren ganzen Charme aufwenden, um bei ihm einen Termin für TierPark zu bekommen und damit Einlass ins Wildkatzenparadies.
Im Privatgarten des Professors aus Nancy
Die "Chats forestieres" des Herrn Conde sind beileibe keine Zootiere, darauf dressiert, sich bei Erscheinen des Menschen zu echauffieren. Im Privatgarten des Professors ist ein Riesengehege mit Baumen, Büschen und Unterholz aufgebaut, und wer dahin kommt, wird staunen, was darin passiert: Nichts. Man stolpert um die eingezäunte Wildnis herum und kann keine Wildkatze entdecken. Erst viel später sahen wir etwas. Im Lichtstrahl unserer Taschenlampe leuchteten aus einem Loch unter einem Baumstubben vier Scheinwerfer auf: das waren zwei Jungkatzen in der Kinderstube. Katzenaugen werfen den Lichtschein zurück. Mit vier Opalen strahlten mich - wider Willen - die beiden Jungwildkatzen an. Sie blieben indes streng unter Aufsicht, die leise fauchende Kätzin erlaubte keinerlei Ausgang.