Segelflug nach ausgeklügeltem System

Wie dem auch sei - die Praxis zeigt, dass der Albatros den Segelflugschein C in die Wiege gelegt bekommt. Sein Flug beruht vor allem auf zwei Techniken, die beide eng ans Wasser geknüpft sind. Nur überm Meer lassen sie sich verwirklichen.

Vögel

Die eine Flugtechnik ist auf der nächsten Seite dargestellt. Gegen den Wind steigt der Albatros auf etwa 15 Meter über den Meeresspiegel. Dann dreht er und gleitet mit dem Wind in sanfter Neigung hinab, bis er fast das Wasser berührt. Der Flug wird dabei immer schneller - 100 Stundenkilometer sind nicht ungewöhnlich. Direkt überm Wasser dreht der Vogel in den Wind. Sein Schwung trägt ihn im Gegenwind steil in die Höhe, bis er wieder wenden und in den Gleitflug übergehen kann. Die Tatsache, dass die Windstärke in höheren Schichten größer ist, weil sie in unmittelbarer Meeresnähe durch den Reibungswiderstand der Wogen gebremst wird, nutzt der Vogel planmäßig aus.

Auf diese Weise fällt es einem Albatros nicht schwer, notfalls ohne einen einzigen Flügelschlag Tausende von Kilometern zurückzulegen. Unter Ausnutzung der regelmäßigen Winde, die in der Nähe des Äquators immer gleichmäßig in einer Richtung blasen, gelingt es zum Beispiel den Wanderalbatrossen mühelos, innerhalb von einigen Monaten den ganzen Globus zu umrunden, ohne auch nur so viel Muskelarbeit aufzuwenden wie ein Spatz in seinem Dorfrevier.

In einigen Monaten einmal um den Globus

Die zweite Segelflugtechnik der Albatrosse nutzt die kleinen Aufwinde aus, die sich an den Wogenkämmen bilden. (In der Zeichnung auf der nächsten Seite sind sie durch gebogene Pfeile dargestellt.) Auf diese Weise gelingt es den Vögeln, längs der Wellenkämme ohne Flügelschlag dahinzuschweben. Dabei können sie im Vorbeifliegen ihre Nahrung aus dem Wasser fischen - vor allem Tintenfische, die sich der Meeresoberfläche nähern.

Die dritte Technik, die allerdings nur hin und wieder angewendet wird, besteht in dem, was wir ganz zu Anfang erlebten: Ein Albatros lässt sich von den aufwärts gerichteten Warmluftströmungen eines großen Schiffes mitnehmen.

Dort, wo es kräftig bläst, ist der Albatros am liebsten. Dort kann er sich ohne Schwierigkeiten in der Luft halten. Was aber ist, wenn er in eine Flaute gerät? Sich mit Flügelbewegungen voranzubringen, ist seine Sache nicht. Er lässt sich dann auf dem Meer nieder, schwimmt, fischt sich Nahrung und wartet, bis es wieder weht.