Ihre Augen sind hervorragend

Beobachtungen ergaben, dass ein Kadaver auch ohne andere Aasfresser gefunden wird, wenn die Lagerungsweise des Körpers erkennen läßt, dass er tot ist.

Außerdem wird dieser Körper fast immer längere Zeit beobachtet, wobei er nicht selten mehrmals niedrig überflogen wird. Zeigen sich keine Lebenszeichen, so landet der Geier meist auf einem exponierten Punkt und beobachtet weiter. Häufig gesellen sich ihm weitere zu. Dieses Beobachten des Aases kann in manchen Fällen mehrere Tage dauern. Die Geier übernachten in Kadavernähe auf Bäumen oder Felsen. Im Laufe des Vormittags fliegt ein Teil ab, um am Abend wiederzukehren. Einige bleiben aber immer in der Nähe. Erst wenn sich die Vögel überzeugt haben, dass der Körper wirklich tot ist und keine Gefahr droht, nähern sie sich vorsichtig dem Aas und das Mahl beginnt.

Sofern der Kadaver nicht schon von anderen Aasfressern wie Hunden, Hyänen oder sonstigen Raubtieren geöffnet wurde, reißen die Geier nun mit kräftigen Schnabelhieben ein Loch in die Bauchhaut und beginnen mit dem Ausräumen. Sind mehrere Geierarten am Aas versammelt, so kann man beobachten, dass durchaus nicht alle die gleichen Teile verzehren, sondern die einen mehr die Eingeweide, andere Muskelfleisch oder Hautfetzen bevorzugen. Gänsegeier (Gyps fulvus) und die übrigen langhalsigen Arten der Gattung Gyps sind ausgesprochen "wühlende" Vögel. Sie sind auf das Ausräumen von Kadavern spezialisiert, wobei sie auch kleinere Knochenstückchen mitverzehren. Grobschnäbelige Arten wie Mönchsgeier (Aegypius monachus) und Ohrengeier (Torgos tracheliotus) zählen zu den "reißenden" Arten, die von außen Hautfetzen abreißen und mit Vorliebe derbes Muskelfleisch und Sehnen verzehren. Durch diese Teilung wird die Nahrungskonkurrenz gemildert. Trotzdem kommt es am Aas zu (zwischenartlichen und innerartlichen) Auseinandersetzungen.

Weißrückengeier
Wartende Weißrückengeier (Gyps africanus). Sie sind die häufigsten Geier Afrikas südlich der Sahara.
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