In Asien nahmen sie sich der Verstorbenen an
Die Leichenbestattung durch Geier kam in der Antike anscheinend auch gebietsweise in Europa vor.
Ausgrabungen in Anatolien ergaben, dass dort vor 8000 Jahren Leichen ausgelegt wurden, damit Geier die Skelette vom Fleisch reinigen sollten. Die Knochen wurden dann in Steinschreinen aufbewahrt, auf denen solche Szenen dargestellt sind. In Asien war die Leichenbestattung durch Geier weit verbreitet, so in Persien, Indien und Tibet. Heute gibt es noch die "Türme des Schweigens" bei Bombay, wo die Parsen ihre Toten auf die Plattformen dieser Bauwerke legen und von Geiern fressen lassen. Die übriggebliebenen Knochen werden später in einen Schacht in der Turmmitte geworfen. Kreisende Bengalgeier (Gyps bengalensis) gehören daher zum Stadtbild von Bombay.
Auch in Tibet soll es noch Leichenbestattung durch Schneegeier (Gyps himalayensis) geben. Man wirft ihnen Körper vor, die von speziellen Leichenzerschneidern zerstückelt wurden. Nach dem Glauben dieser Völker darf von den Toten nichts übrigbleiben.
So unappetitlich die Ernährung der Geier auf viele Menschen wirkt, so wichtig sind diese Vögel als Hygienepolizisten in Ländern der Dritten Welt, wo man sie sogar ganz offiziell bei der Unratbeseitigung mit einplant. Darüber hinaus haben Geier aber durchaus auch ästhetische Aspekte. Ihr müheloser Segelflug muß jeden Naturfreund begeistern. Das Kreisen dieser majestätischen Flieger im Verband über einem toten Körper gehört zu den eindrucksvollsten Erlebnissen.