Die jungen Ammoniten lebten anders

Merkwürdig ist, dass man von vielen Ammonitenarten fast nur ausgewachsene Tiere findet. Wie kommt das? Gab es bei den Ammoniten keine Kindersterblichkeit?

Ammoniten

Nun, es gibt Fundplätze in Strandnähe, wo sowohl jugendliche als auch erwachsene Gehäuse zusammengeschwemmt worden sind. Liegen die Ablagerungen dagegen in deutlichem Abstand vom Strand, findet man fast nur ausgewachsene Ammonitenschalen. Das scheint darauf hinzudeuten, dass die Ammonitenjungen (die übrigens samt Schale ohne ein Larvenstadium "fertig" aus den Eiern geschlüpft sind) anders lebten als die Erwachsenen.

Wie ist das beim Nautilus? Von ihm nimmt man an (auch von den heute lebenden Tieren weiß man keineswegs alles!), dass seine Jungen sich nicht wie die Erwachsenen am Meeresboden herumtreiben, sondern sich in oberen Wasserschichten aufhalten. Man kombiniert deshalb, dass auch die jungen Ammoniten in oberen Meerwasserschichten lebten, von wo sie an die Strände gespült wurden.

Doch so einfach machen es die Ammoniten den kriminalistisch arbeitenden Wissenschaftlern nicht. Auch hier gibt es als Ausnahme von der Regel manche Fundplätze fern vom Strand, wo man Gehäuse von Jungtieren und Erwachsenen antrifft. Doch auch dafür gibt es eine Deutung: Es muss sich um Laichplätze der Ammoniten handeln, auch um Kinderstuben, wo die Jungen heranwuchsen, bevor sie sich ins wärmere Wasser der oberen Zonen flüchteten - vor dem Appetit der erwachsenen Ammoniten, denen der Sinn stets nach Fleischlichem stand.

Immerhin: Auch andere Deutungen sind möglich

Dies waren einige Beispiele dafür, wie man heute, nach rund 170 Millionen Jahren, das Leben eines Mollusken (=Weichtier) rekonstruieren kann. Natürlich haben die Fachwissenschaftler noch eine Anzahl weiterer Vergleichsmöglichkeiten, die auch andere Deutungen zulassen. Eine Überlegung jedoch gibt es, die auch von jedem Laien angestellt werden darf. Die nämlich, dass der überhebliche Homo sapiens gerade erst anderthalb Millionen Jahre lebt, derzeit die Erde verunsichert und dabei - erdgeschichtlich gesehen - schon wieder am Aussterben ist.

Anlass genug, bescheiden zu sein.

Ammoniten
Die Ammoniten entwickelten im Erdmittelalter eine ungeheure Formenfülle. Bekommt man heute solch eine Versteinerung in die Hand, die bei großen Exemplaren einen halben Zentner und mehr wiegen kann, gewinnt man oft ein falsches Bild. Die Ammonitenschalen waren nämlich ziemlich dünn und recht leicht. Die Versteinerungen sind nur deshalb so schwer, weil sich die Hohlräume der Schalen mit Ablagerungen gefüllt haben.