Bergleute im feuchten Sand
Alle zwölf Stunden ist Ebbe. Mit ihr beginnt ein emsiges Treiben auf den Schlickbänken und weiten Sandgestaden der ostafrikanischen Küste.
Ist das Wasser der Flut halbwegs abgelaufen, so entsteigen Winker-, Reiter- und Kugelkrabben dem Boden wie Phönix aus der Asche. Während der Flut waren diese Strandbewohner im Sand und Schlick vergraben. Jetzt, auf dem Trockenen, müssen sie die Zeit nutzen. Diese Krabben sind auf höchst interessante Weise den Lebensbedingungen in Ebbe und Flut angepaßt. Ihr Lebensraum ist abwechselnd Luft und Wasser, feuchter, fester Sand oder Schlick und meerbedeckter Untergrund. Die Tiere können wie Fische im Wasser atmen, aber auch normale Luft zur Atmung nutzen. Feuchter Sand oder Schlamm eignen sich gut zum Buddeln; das haben unsere Kinder erst nach den Krabben herausgefunden.
Eine Röhre als Fluchtburg
Bei Ebbe wären die Reiterkrabben (Ocypoden) und Kugelkrabben (Dotillen) ihre Feinden preisgegeben, wenn sie nicht von ihren Ausflügen in die Umgebung, die sie zum Zweck der Nahrungssuche unternehmen, an einen sicheren Ort fliehen könnten; die Wasserkante ist für diesen Zweck meist zu weit entfernt. Ideal sind Röhren im Sand. Die Röhren der Reiterkrabben sind bis zu einem Meter tief. Sie müssen während der Ebbezeit oft erneuert werden, denn das Wasser hat sie teilweise mit Sand vollgeschwemmt. Manchmal müssen aber auch völlig neue Röhren gebaut werden. Zuweilen versucht dann eine Krabbe zuerst, in eine fremde Röhre einzudringen. Wenn die schon besetzt ist, kommt es manchmal zu Kämpfen die mit einer totalen Zerstückelung eines Gegners enden können.
Das Graben solch einer Röhre ist eine lustig anzusehende Sache. Die Krabbe fährt regelrecht in den begonnenen Schacht ein. Langsam, als hätte sie an der Last zu tragen bewegt sie sich dann - eine Fuhre Sand unter den Arm geklemmt, nämlich in der Beuge der Scheren- und der ersten beiden Laufbeine einer Seite - wieder aus dem Loch. Entweder häuft sie den ausgeschachteten Sand direkt am Eingang zu einem kleinen Hügel auf, oder sie läuft - jetzt etwas flotter - auf dem glatten Sand von ihrer Wohnröhre weg und schleudert die Last von sich. So findet man vom Röhreneingang bis zu mehreren Metern entfernt ringsum Sandbrocken verstreut.
Außer dem Schutz vor Feinden haben die Wohnröhren eine weitere wichtige Funktion: Sie helfen beim Atmen.