Schmuckschatulle
Dass man die schönsten Perlen in den Austern findet, ist bekannt, aber falsch. "Perlmuschel" heißt das dafür zuständige Tier.
Als ich vor vielen Jahren unter meiner Post einen Brief vom Landgericht Heidelberg fand, prüfte ich als erstes mein Gewissen. Auf Anhieb fand ich nichts, was das Einschreiten eines Gerichts rechtfertigen konnte, und so öffnete ich den Umschlag gelassen. Das Schreiben enthielt meine Bestellung zum Sachverständigen: In einem "Prozess wegen Schädigung eines Flussperlmuschel-Bestandes" in einem Odenwald-Bach.
Es ging um folgendes: Einer Rohrreinigungs-Firma war beim Entkalken der Wasserrohre eines Odenwalddorfes starke Säure ausgelaufen und in den Bach gelangt. Schon am nächsten Tag starben in einer bachabwärts gelegenen Forellenzuchtanstalt die Fische. Da der Zusammenhang klar war, zahlte die Versicherung der Reinigungsfirma. Der Fall schien abgeschlossen.
Die Flussperlmuscheln waren tot
Doch als anderthalb Jahre später in dem Bachabschnitt unterhalb der Forellenzucht die alle sechs Jahre stattfindende "Perlenbefischung" durchgeführt wurde, stellten sich die meisten untersuchten Flussperlmuscheln als tot und verfault heraus. Bald wurde der Säureunfall in der Nachbargemeinde als Ursache für das Muschelsterben vermutet, und so kam es zum Prozess.