Die Geburt einer Eidechse
Es ist keine feine Art, einer Dame ins Wochenbett zu schauen, gewiss. Aber man interessiert sich doch dafür: Was geht vor, wenn bei Familie Eidechse Nachwuchs kommt?
Bei uns in Mitteleuropa gibt es vor allem zwei Arten von Eidechsen: die verhältnismäßig große Zauneidechse und die kleinere Bergeidechse (die man auch Wald-, Wiesen- oder Mooreidechse nennt). Die Zauneidechse legt Eier, die Bergeidechse bringt ihre Jungen lebend zur Welt.
Es begann damit, dass ich Anfang Juni ein Zauneidechsenweibchen fand, von dem ich annahm, dass es bald seine Eier legen würde. Ich setzte es in ein großes Freiland-Terrarium, wo es nicht eingeengt war und ziemlich natürliche Lebensbedingungen vorfand.
Nach zehn Tagen war es soweit: Die Eidechsenmutter hatte ihre Eier abgelegt. Ich merkte es nur daran, dass sie plötzlich so schlank war. Das Ablegen selbst konnte ich nicht beobachten. Die Eidechse gräbt sich oft nachts ein, legt ihre Eier unterirdisch und kriecht dann wieder hervor.
Wie ein Archäologe grub ich nun Schicht für Schicht vorsichtig auf, bis ich auf das Gelege stieß. Es waren elf Eier, so groß wie Haselnußkerne.
Ich baute eine Kinderstube, in die man hineinsehen konnte: einen stabilen Behälter, der vorn ganz aus Glas bestand. Dort legte ich die Eier in die Erde, dicht an die Scheibe, damit man sie beobachten konnte. Ober die Höhlung, die das Gelege aufnahm, kam ein Brettchen. Darauf häufte ich weitere Erde.
Ein Problem ist, dass die Eier ständig feucht gehalten werden müssen - wie es der normalen Erdfeuchtigkeit entspricht. Sonst ist es nichts mit dem Nachwuchs. Die Eihaut ist nämlich so elastisch und dünn wie Pergament; das Ei trocknet sehr leicht aus. Dann stirbt der Embryo. Manche, die ein Eidechsengelege finden, machen den Fehler, die Eier zum "Ausbrüten" in die Sonne zu legen. Da schrumpfen sie ein wie Rosinen.
Nun, ich hielt die Erde feucht: sechs Wochen lang. Mit einer Pipette tropfte ich immer wieder Wasser in die Umgebung des Geleges.