Sie sind Vegetarier
Die Meerechsen leben von Meeresalgen, die Landechsen von Kakteen. Mit Vorliebe fressen sie die Früchte der Opuntien. Dabei beobachtete ich etwas, was ich bei Tieren vorher nie gesehen hatte.
Da Kakteen Stacheln haben und diese für eine Galapagos-Echse nicht gut verdaulich sind, rollte der Landleguan, dem ich zusah, die Kaktusfrucht mit den Vorderpfoten so lange auf dem Boden, bis auch der letzte Stachel abgefallen war. Erst dann verspeiste er die Frucht mit dem Ausdruck höchsten Genusses.
Eine hingehaltene Frucht, noch mit Stacheln, nahm der Leguan ebenfalls nicht an. Erst mußte sie von den Stacheln befreit sein.
Anderes fressen die Echsen freilich auch. Der bayerische Siedler Angermayer (neben Frau Widmer, die dort einen kleinen Gasthof führt und unverfälscht Kölsch spricht, gehört er zu den wenigen zugewanderten Bewohnern der Insel) füttert sie mit Brot und Makkaroni.
Aber gerade das soll man eigentlich nicht: Das Füttern der Tiere ist zwar nicht gerade verboten, jedoch sehr unerwünscht. Sie sollen sich an ihre angestammte Nahrung halten.
Indessen besteht wenig Gefahr, dass die Galapagos-Echsen von Besuchern allzusehr verwöhnt werden. Viele kommen dort nicht hin. Der "Lindblad Explorer", eine Art von Forschungsschiff für wissensdurstige Touristen (Expeditionen sowie Fachvorträge an Bord gehören zum Reiseprogramm), bringt ab und zu kleine Gruppen hinüber. Zuweilen veranstalten Reiseunternehmer eine Kreuzfahrt zu den Inseln, und manchmal bekommen die Leute in der kleinen wissenschaftlichen Forschungsstation Besuch.
Dennoch hat man, der Touristen wegen, auf den Inseln sorgfältig Wege abgesteckt, die man als Besucher nicht verlassen sollte - um nicht die dicht an dicht brütenden Vögel zu stören oder ihre Eier zu zertreten. Und um den Echsen die Ruhe zu lassen, die sie brauchen, um die Inseln allmählich wieder so dicht zu bevölkern, wie Darwin es vor 140 Jahren vorfand. Bevor die Feinschmecker entdeckten, wie gut Drachenbraten schmeckt.
