Erstaunliche Parallelen

Liebebedürftige Menschenkinder würden das sicher oft genauso machen, wenn sie es könnten. Das zeigt, dass uns Menschenaffen wie die Gorillas nicht nur in ihren Körperbewegungen verblüffend ähneln - wenn sie sich etwa auf dem Rücken in der Sonne ausstrecken und dabei die Arme unter den Kopf legen.

Auch in der Jugendentwicklung bestehen erstaunliche Parallelen. So kommen Mensch und Gorilla als hilflose, unfertige Wesen zur Welt, in der sie gewissermaßen "nachreifen" müssen, ehe sie auf eigenen Beinen stehen können. Das hängt offenkundig mit unserem gemeinsamen Bodenleben zusammen. Denn die Säuglinge von Schimpansen und Orang können schneller und besser als ein Gorilla-Kind in den Pelz der Mutter greifen und sich dort festklammern. Dieser Klammer-Reflex ist ja auch beim Menschensäugling noch da. Nur ist er bei uns haarlos gewordenen Primaten unnötig geworden.

Affen

Fast alle Reifungsprozesse der kleinen Gorillas sind inzwischen in der Gefangenschaft genau untersucht worden. Das Ergebnis: Sie laufen etwa doppelt so schnell ab wie beim Menschen. Doch dafür leben die Gorillas auch nur halb so lang. Menschenkinder kommen auch doppelt so schwer wie die Gorillakinder auf die Welt. Doch das Gewicht wird vorn schnell wachsenden Gorilla-Kind bald eingeholt. Wenn Gorillas drei Monate alt sind, beginnen ihre Mütter bereits mit der Kindererziehung - mit Kletterhilfen zum Beispiel, bei denen die Gorilla-Mutter die geschlossene Hand des Kindes aus ihrem Pelz zieht und an einen Zweig hält, damit sich das Junge dort festklammert.

Kleine Gorillas können sich auch - genau wie Menschenkinder - zu Neurotikern entwickeln, wenn sie nicht genügend sozialen Kontakt haben. Ohne ihre Familie oder einen menschlichen Familienersatz gehen sie auch bei gutem Futter bald ein.

Drei Jahre lang hängen diese mächtigen Menschenaffen von ihrer Mutter ab. Danach sind sie in den Grenzen der ihnen möglichen Gehirnentwicklung das Produkt ihrer persönlichen Intelligenz, der mütterlichen Erziehung, der Erfahrungen, die sie selber gemacht haben, und der Erfahrungen und Traditionen, die sie von ihrer Familiengruppe gelernt haben. Ähnliches, ja fast gleiches lässt sich auch von uns Menschen sagen. Doch das braucht niemand zu kränken. Denn schon der Blick auf das Äußere der Riesen zeigt, dass sie den Weg zu uns verpaßt haben,

Leider haben sich die Gorillas auch sehr gefährlich (und nicht mehr umkehrbar!) auf feste Reviere in nahrungsreichen Waldgebieten spezialisiert, die heute mehr und mehr vom Menschen "kultiviert" werden. Wenn nun, wie bei den Küstengorillas, Pflanzungen in die Wälder vorgeschoben werden, dann futtern sie dort eben mit und werden als "Schädlinge" abgeschossen. Die Berggorillas kommen mit den Viehhaltern in Konflikt, die ihre Weidetiere in die Bambuswälder treiben.

Nach den Wirren im Kongo, aus denen der Staat Zaire hervorging, beobachtete Schaller zwar kleine örtliche Wanderungen von scheu gewordenen Gorilla-Gruppen, die er aus der Vorkriegszeit kannte, doch ob solche örtlichen Wanderungen den Gorilla auf die Dauer in Zentralafrika retten können, ist noch offen. Zur Zeit lebt er jedenfalls nur in den großen afrikanischen Naturparks wirklich sicher.