Der Regenwurm wird geputzt
Ein rechtes Erdkrötenweib (das stets stattlicher als die agileren Männchen ist) hat eine Figur wie eine Jazzsängerin vom Format der Mahalia Jackson oder Ella Fitzgerald.
Der Vergleich sei erlaubt, obwohl die Krötendamen völlig stumm sind und nur die Männchen zur Laichzeit ein dünnes Trillern hören lassen. Erstaunlich bei dieser Leibesfülle sind die zarten Vorderfüße und die gleichfalls nicht üppigen Hinterbeine. Die Kröte kann mit diesen Beinen keine großen Sprünge machen, sondern bewegt sich kriechend fort, ohne allerdings den Bauch auf dem Boden zu schleppen. Ihre Gangart ist der Trab. Wenn Sie kein Reiter sind: Die Beine bewegen sich über Kreuz, also etwa links hinten mit rechts vorn zusammen. Aber etwas anderes (das überaus komisch wirkt) kann die Kröte noch mit den "Händen" ihrer Vorderbeine machen: Reiche ich meiner Kröte im Terrarium einen Regenwurm, der nicht völlig sauber ist, so schnappt sie ihn zwar sofort, verschluckt ihn indes nicht, sondern zieht ihn zur Reinigung wie einen Spaghetti zwischen den Fingern einer Hand hindurch. Im übrigen wird die Hand auch gern zum Nachstopfen größerer Beute ins Maul verwendet. Die Augen schließen sich beim Schlingen: Sie werden mit großer Anstrengung nach hinten in den Kopf zurückgedrückt. Dadurch wird das Befördern der Nahrung in den Schlund äußerst wirksam unterstützt.
Wenn auch die Beine der Erdkröte etwas zu dünn geraten sind, können sie doch ohne weiteres den Krötenkörper in die Luft stemmen. Begegnet der Erdkröte ein Feind, etwa eine Ringelnatter, so bläst sie sich dick auf und hebt sich auf den Beinen in die Höhe (hinten etwas höher), so dass sie einer auf vier Stützen verankerten Bohrinsel gleicht. Mit allen Mitteln macht sie sich bedeutender, um für einen zu großen Happen gehalten zu werden. Dass sie Gift führt, weiß der Gegner nicht; dafür fehlen ihr die Warnfarben. Die Erdkröte ist auf dem Rücken einfarbig braungrau.
Der Krötenrücken ist warzig wie ein Reibeisen. In den Warzen liegen Kalkkörperchen. die (besonders bei südlichen Formen) verhornt sein können. Da die Kröte wie alle Froschlurche nicht trinkt, nimmt sie die Feuchtigkeit durch die poröse Haut auf, kann aber länger dürsten als etwa ein Laubfrosch. Da wir gerade beim Wasser sind: An den Hinterbeinen trägt die Erdkröte Schwimmhäute zwischen den Zehen, und wenn sie auch nicht so elegant und so schnell schwimmen kann wie ein Wasserfrosch, so kommt sie doch (trotz großer Wasserverdrängung) gut vorwärts. Sie legt beim Schwimmen nach Froschart die Vorderbeine eng an den Körper an und stößt nur kräftig mit den Hinterbeinen. Lediglich eine Vertreterin aus dem Bufonidengeschlecht kann nicht richtig schwimmen: die Kreuzkröte. Sie kennt keine Brustschwimmertechnik, sondern strampelt nach Art der Hunde im Wasser. Sie geht aber auch nur zum Laichen ins nasse Element. Wir Menschen brauchen übrigens über die mangelnden Schwimmkünste der Kreuzkröte nicht zu lachen: Wir und die Menschenaffen werden ohne jede Kenntnis, wie man sich über Wasser halten konnte, geboren. Wenn wir später Schwimmen lernen, "hundeln" wir anfangs genauso wie die Kreuzkröte.