Über den Umgang mit Haifischen

Die Anklage lautet auf Mord. Haie sind Verbrecher, gewalttätige Bestien! So werden sie dargestellt. Aber so sind sie gar nicht.

Hai

Alle paar Jahre gehen Meldungen durch die Zeitung, dass ein Mensch von einem Hai angefallen wurde. Der Film "Der Weiße Hai" hat eine richtige Panik ausgelöst. Wo immer Menschen an den Meeresküsten baden, wird die ängstliche Frage gestellt: "Gibt es hier nicht am Ende Haie?"

Die allgemeine Ansicht ist die, dass ein in der Nähe befindlicher Hai eo ipso eine Gefahr darstelle, dass dieses Raubtier ohne Zögern Menschen angreife. Wie irrig diese Ansicht ist, stellten wir fest, als wir in den Korallenriffen des Karibischen Meeres tauchten, um dort freischwimmend unter Wasser zu jagen und zu fotografieren. Man hielt uns damals für Selbstmörder - während heute Hunderttausende von Sporttauchern unsere damaligen Erfahrungen, die auch für sämtliche übrigen Meere gelten, bestätigen können. Tatsache ist, dass Haie sich erstaunlich scheu verhalten. Es ist eine seltene Ausnahme, dass sie einem Schwimmer oder Taucher nahekommen. Vielmehr ist es schwierig, überhaupt Haie zu finden, sich ihnen zu nähern und sie zu fotografieren.

So wie den meisten Tieren ist auch den Haien angeboren, ihre Beute über ganz bestimmte "Schlüsselreize" zu erkennen. Der Mensch paßt nicht in dieses Schema. Mit ihrem außerordentlich wirkungsvollen Gebiß wäre es den Tieren ein Leichtes, Schwimmer anzugreifen, ihnen erhebliche Wunden zuzufügen oder Glieder abzubeißen. Tatsache indes ist: Sie tun es nicht. Oder nur in verschwindend seltenen Ausnahmefällen. Nachdem ich Haie in allen Meeren studiert habe, kann ich nur sagen, dass es wahrscheinlich gefährlicher ist, pflichtschuldig bei Grünlicht eine Straßenkreuzung zu überqueren, als an irgendeiner Küste, wo es Haie gibt, zu schwimmen oder zu tauchen.

Fische

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