Hochzeit der Seepferdchen

Vor der Laichzeit beginnt die Balz. Dabei schwimmen die Seepferdchen - Männlein und Weiblein -, sichtlich animiert, in lockeren Gruppen. Sie drängen sich zusammen, lösen sich wieder voneinander. Hin und wieder umgreift sich ein Pärchen mit den Schwanzenden - zunächst ist es die reine, unverbindliche Tändelei.

Fische
Seepferdchen

Dann aber zeigen die Männchen, dass sie es ernst meinen. Sie pressen den Kopf an die Brust wie ein Hengst, der hinterm Zügel geht, und "pumpen" mit dem Schwanz ihre Bruttasche auf. Anschließend beginnen sie heftig mit dem Körper zu wackeln und mit dem Schwanz zu zucken.

Darauf folgt ein Ringelreihen, der tagelang dauern kann, eine Hohe Schule unter Wasser. Die Zoologen sprechen, ein wenig nüchterner, vom "Karussell-Schwirnmen".

Während dieses Reigens finden die Pärchen zueinander - und nun löst sich die Gruppe in Zweiergespanne auf. Er und sie tanzen Gavotte, neigen sich nach rechts und links, schwimmen ein Stückchen nebeneinander, neigen sich wieder, schlingen die Schwänze ineinander und drehen sich im Kreis.

Der Höhepunkt des Tanzes ist erreicht, wenn ein Paar in beständigen Drehungen so weit zur Wasseroberfläche aufgestiegen ist, dass ihre Krönchen aus dem Wasser ragen. Das bedeutet aber nicht, dass der Tanz für die beiden zu Ende ist: Er wird erneut begonnen, bis sie wieder an der Wasseroberfläche angelangt sind. Dabei kommt es vor, dass sich ein Pärchen im

wilden Reigen der Artgenossen aus den Augen verliert. Aber das tut nichts: Die beiden finden mit schlafwandlerischer Sicherheit wieder zueinander.

Irgendwann, während des Aufsteigens oder an der Wasseroberfläche, ist es dann soweit: Das Weibchen praktiziert seine Eier in die Bruttasche des Männchens. Dazu legen sich beide Tiere aneinander, Kopf gegen Kopf. Der Vorgang dauert etwa zehn Sekunden. Und von da an hat der Mann die Verantwortung für die Aufzucht.

Der Charme ihres Wesens und die elegante Art ist den Seepferdchen der Adria schon fast zum Verhängnis geworden. Weil Touristen die Tiere so lieben, werden die Fischchen von fleißigen Fischern zu Hunderten gefangen und getrocknet.

Der Knochenpanzer der Seepferdchen ist so beschaffen, dass die grazile Form erhalten bleibt - auch im Tode.