Ihre Haut nimmt den Farbton des Bodens an
Doch die Erklärung ist viel einfacher. Die Grundfarbe der Warzenschweine variiert nur sehr wenig. Aber sie baden und suhlen sich gerne in Schlammlöchern - deshalb nimmt ihre Haut genau den Farbton des Bodens an.
Dadurch sind sie so gut getarnt, dass sie in der flimmernden Mittagshitze oder an diesigen, schattenlosen Tagen erst zu erkennen sind, wenn sie sich bewegen. Dann hat man sie aber auch schon die längste Zeit gesehen. Denn wenn sie erst einmal Gefahr gewittert haben, sind sie kaum mehr zu halten. Der dünne, lange Schwanz wird senkrecht in die Luft gestreckt, und in einem Stechtrab ziehen sie mit einer Geschwindigkeit von maximal 50 Stundenkilometern zum nächsten Gebüsch oder ins tiefe Gras, wo man dann nur noch die dunkle Quaste an dem antennendünnen Schwanz sieht.
Flucht ist für Warzenschweine immer noch der sicherste Weg. Sie sind nur bis zu anderthalb Meter lang und bis zu 70 Zentimeter hoch; die Bachen sind meist noch um ein Drittel kleiner als die Keiler. So stellen sie eine ideale Beute für Löwen, Leoparden und andere Raubtiere dar.
Auch ich nahm die kleinen Tiere nicht sehr ernst und pirschte mich eines Tages, die Kamera in der Hand, langsam näher. Zehn Meter von ihnen entfernt stand ich am Rand eines Elefantengrasdschungels, als sie mich bemerkten. Blitzschnell sprangen sie auf die Beine, die Schwänze gingen senkrecht in die Luft, und sie verschwanden im tiefen Gras, bevor ich mit meiner Kamera schußbereit war.
Doch der Eber ging nicht davon. Er machte Front gegen mich. Die runden, fleischigen Formen des Körpers wurden von dem überdimensional großen Kopf verdeckt, der mir jetzt wie ein Schild entgegengehalten wurde. Die großen Warzen, der Backenbart, die Ohren und die aufgestellte Mähne vergrößerten optisch den Umriß noch gewaltig. Doch weit aufregender waren seine Waffen, die gewaltig verlängerten Eckzähne des Unterkiefers, die aus dem Maul heraus in großem Bogen über den Rüssel wuchsen. Der Eber rieb seine Kiefer gegeneinander, schäumte und schlug schnell klappernd die großen, ebenfalls aus dem Maul herausstehenden Eckzähne des Oberkiefers auf die Unterkieferhauer.
Das Geräusch war so unangenehm und aggressiv, dass ich unwillkürlich an die vielen alten afrikanischen Jägergeschichten denken mußte, die das Warzenschwein als ein wildes und gefährliches Tier schildern, das heftig angreift und mit den langen Hauern dem Gegner die Beine und den Bauch aufschlitzt. Deshalb war ich recht froh, dass zwischen mir und dem wütenden Keiler, der sich langsam mit hochgerecktem Kopf näherte, noch ein stabiles Stativ stand.