Die Dynastie der Myrmidonen
Doch kehren wir zur Antike zurück, in der es als selbstverständlich galt, dass Menschen in Tiere verwandelt wurden. Aber selten waren es mehrere auf einmal - und nie in umgekehrter Richtung.
Die Ameise ist die Ausnahme; ganze Völker Griechenlands sind aus Ameisen entstanden. Das begann mit Aiakos, dem irdischen Sohn des Göttervaters Zeus. Der wanderte aus Thessalien auf die Attika vorgelagerte Insel Oinone aus. Er gab ihr den Namen seiner Frau Aigina und machte sich zum König. Als eine Seuche ihm die ganze Bevölkerung wegraffte, flehte er seinen Vater um Hilfe an. Der erblickte gerade eine Schar von Ameisen, wie sie den Stamm einer heiligen Eiche emporkletterten, und machte sie flugs zu Menschen.
Damit hatte Aikos wieder Untertanen. Leider bekam aber der König neuen Ärger, als unter seinen Söhnen ein Streit ausbrach, in dem einer von den zwei anderen erschlagen wurde. Die beiden Streithähne, Peleus und Neoptolemus, wanderten mit Anhang in die Heimat des Vaters nach Thessalien zurück und gründeten dort die neue Dynastie der Myrmidonen. (Der Name ist eine Erinnerung an die tierische Herkunft der Untertanen der beiden Brüder: Die Ameise heißt im Griechischen "Myrmex".)
Diese Myrmidonen machten nun bald ihrer Herkunft alte Ehre. Der Sohn des Peleus war kein Geringerer als Achilles, der größte griechische Held im Trojanischen Krieg, und die Myrmidonen waren seine Elitetruppe. Als Achilles streikte, hielten auch sie sich vom Kampf zurück und brachten damit die Griechen an den Rand der Katastrophe. Als Patroklus, der Freund des Achilles, auf eigene Faust weiterkämpfte, gab ihm Achilles seine Leibgarde zum Schutz mit, und als Achilles dann später selbst wieder in den Kampf eingriff, standen die Ameisenabkömmlinge wiederum treu an seiner Seite.