Der Wissenschaft zuliebe
Im Schlafzimmer von Frau Murmeltier ging das Licht an. Vor dem Fenster stand ein Mann, hob den Fotoapparat und tat etwas Unfeines: Er knipste Madame im Bett.
Immerhin tat er es der Wissenschaft zuliebe. Professor Hans Psenner in Innsbruck gehörte zu den ersten, die sich vor rund 50 Jahren gründlich mit den Wohn- und Schlafgewohnheiten der Murmeltiere befaßt hatten. Unter seiner Obhut bekam zum allererstenmal eine Murmeltierfamilie wissenschaftlich überwachten Nachwuchs.
Was man vorher von der Gattung Marmota marmota (so nennt die Wissenschaft die Murmeltiere) wußte, war recht allgemein: Daß die etwa hasengroßen Tiere in den europäischen Alpenregionen leben, dass sie Pflanzenfresser sind und ausgedehnte, unterirdische Bauten anlegen.
Vom Winterschlaf, da wußte man einiges, denn oft waren Murmeltierbauten in den Wintermonaten ausgegraben worden. Nicht zuletzt, weil viele das Fett des Tieres, das "Murmelöl", für heilkräftig hielten. Die Tiere, die man während des Winterschlafs unter der Erde, zusammengerollt zwischen dicken Heupolstern, fand, schienen dem Tode näher als dem Leben; die Körpertemperatur lag kaum über dem Nullpunkt. Diese tiefe Lethargie ist die normale Weise der Murmeltiere, die fünf bis sechs bitterkalten Monate des alpinen Winters zu überleben.