Die Jungen werden liebevoll mit Heu zugedeckt
Die Beobachtungen, die Psenner in den "Säugetierkundlichen Mitteilungen" liebevoll veröffentlichte, hatte vordem noch keiner gemacht. Etwa, wie Murmeltiere in Sommernächten schlafen:
"Meist auf dem Rücken liegend, die Hände auf die Brust gedrückt, die Füße weit von sich gestreckt. Manchmal recken sie sich und gähnen herzhaft oder torkeln verschlafen in den Vorraum, um Kot oder Urin abzusetzen und dann wieder schlaftrunken in das Heubett zurückzukehren."
Dieses Bett aus Heu, das Murmeltiere während des Sommers bereiten, indem sie Gras abbeißen, kunstvoll an der Sonne trocknen und dann in ihren Bau bringen, wird zum Winteranfang besonders vorbereitet. Im Sommer schichten die Tiere das Heu im Bau nur einfach auf. Aber "wird es kühler, richtet sich das Murmeltier gerne ein Bett, indem es durch Drehen des Körpers in der Haarrichtung eine Mulde herstellt. Spalten und Risse, durch die Luft kommen könnte, werden mit den Händen, mehr jedoch durch Stoßen mit dem Kopf verstopft".
Wenn sie Junge hat, ist Mutter Murmeltier besonders sorgsam: "Zumindest bis zum zehnten Tag wurden die Jungen, wenn die Mutter sie länger verließ - entweder um fressen zu gehen oder um im Vorbau allein zu schlafen -, mit Heu zugedeckt. Dies geschah, indem sie, am Nestrand auf den Hinterbeinen sitzend, nach links oder rechts weitertrippelte und, sich dabei über die Mulde beugend, mit den Händen Heu herbeizog und den Wurf bedeckte."
Als diese ersten Beobachtungen bekannt wurden, hatten nur wenige Fachzoologen Gelegenheit, in Hans Psenners unterirdisches Reich zu steigen, um den Tieren zuzusehen. Seit 1962 aber, seit Innsbruck seinen Alpenzoo hat, kann es jeder. Zoodirektor Psenner hat das Murmeltiergehege dort so angelegt, dass jeder Besucher in die unterirdischen Bauten blicken kann. Die Murmeltiere sind daran gewöhnt, dass ihnen zahlende Gäste ins Schlafzimmer schauen.
Kein Wunder: Es sind die Nachkommen jenes ersten Pärchens, mit dein Psenner 1953 seine Beobachtungen begann.