Mexiko rettete die See-Elefanten
Um das Jahr 1870 waren von den riesigen Herden mit vielen tausend See-Elefanten, die einst entlang der nordamerikanischen Küste in Kolonien wohnten, nur noch ein paar hundert übriggeblieben. Es lohnte sich nicht mehr, Jagd auf sie zu machen.
Die Trankocher überließen sie den Sportjägern.
Charles M. Harris war ein Sammler von Museumsstücken. Er berichtete im Jahr 1907, dass er eine kleine Herde von nicht mehr als hundert See-Elefanten an der Felsküste der Insel Guadeloupe entdeckt habe, 290 km von der mexikanisch-kalifornischen Küste entfernt. "Nachdem wir das Rudel ausgiebig beobachtet hatten", schrieb Harris, "machten wir eine Reihe von Fotografien. Vermutlich sind es die einzigen fotografischen Bilder von lebenden Exemplaren dieser seltenen Säugetiere. Anschließend schossen wir zwei Bullen."
Der Regierung von Mexiko ist es zu verdanken, dass die Riesentiere noch leben. Im allerletzten Augenblick, im Jahr 1911, stellte sie die See-Elefanten teilweise unter Schutz. Elf Jahre später, während noch die Revolution das Land erschütterte, wurde dieser Schutz ausgedehnt und vervollständigt.
Im Jahr 1957 schützte auch der amerikanische Staat Kalifornien die Robben durch ein Gesetz, und 1972 wurde der Schutz auf alle Meeressäugetiere in den ganzen Vereinigten Staaten ausgedehnt. Die Forscher sind der Meinung, dass die See-Elefanten, die nun die Santa-Barbara-Kanalinseln bewohnen und nördlich bis nach Ano Nuevo, einer Insel vor Santa Cruz in Kalifornien, hinaufkommen, Nachkömmlinge jener Kolonie sind, die ursprünglich auf der Insel Guadeloupe hauste.
Die Wissenschaft hat bei der Untersuchung dieser Tiere inzwischen große Fortschritte gemacht, doch ist noch vieles unbekannt - oder man versteht es nicht richtig einzuordnen. Dazu gehört auch die schier unglaubliche Tatsache, dass diese Tiere, nachdem sie am Rand der Ausrottung standen, so rasch wieder respektable Herden bilden konnten. Denn See-Elefanten vermehren sich ja nicht wie Kaninchen. Sie haben - ähnlich wie Menschen - eine acht Monate dauernde Tragzeit. Und sie werfen in der Regel nur ein Junges. Zwillinge sind so selten wie bei Menschen.
Außerdem berichten Beobachter, die See-Elefanten-Kolonien während der Paarungszeit studiert haben, dass nahezu die Hälfte der jungen See-Elefanten die Entwöhnungsperiode nicht überleben. Die meisten See-Elefanten-Babies kommen dadurch um, dass sie von ihren eigenen tonnenschweren Vätern erdrückt werden, wenn diese versuchen, ihren Harem gegen andere Männchen zu verteidigen.
