Bienenkörbe und Sanduhren
Natürlich fordern Tiere, die so bemerkenswert gebaut sind wie die Giraffen, zu genauem Studium heraus.
Sie tragen den Kopf am höchsten von allen Tieren unserer Epoche: Fünf Meter überm Boden sind keine Seltenheit. Wer den Kopf so in den Wolken hat, bekommt Schwierigkeiten, wenn er ihn auf den Boden der Tatsachen bringen soll. Deshalb grasen Giraffen nur ungern. Ihre Nahrung wächst auf den Bäumen, und in Kenia kann man zahllose Gewächse beobachten, die wie ein mehrere Meter hoher Bienenkorb geformt sind. Da waren Giraffen am Werk. Größere Bäume haben zuweilen die originelle Figur einer Sanduhr. Auch hier sind es die Giraffen, die diesen kuriosen Schnitt besorgt haben. Es handelt sich dann aber immer um Gegenden, in denen jahrelang keine Giraffe zu sehen war. Deshalb konnten sich die Bäume zunächst ungehindert entwickeln, bis die Giraffen kamen und ihnen aus der Mitte, wo es am bequemsten war, die Blätter nahmen.
Dornen spielen keine Rolle
Giraffen haben eine besondere Fresstechnik. Sie beißen die Blätter nicht ab. sondern streifen sie ab: Mit ihrer Zunge, die so gelenkig ist. dass sie sich buchstäblich um den Ast wickeln lässt. Giraffen sind Feinschmecker und bevorzugen manche Blattsorten ganz besonders, zum Beispiel die der Akazie. Das hat nur den Nachteil, dass Akazien spitze und kräftige Dornen haben. Aber den Giraffen macht das nichts aus. Ihre Zunge, ihre Lippen und die Innenseite ihrer Wangen sind hart wie Leder.