Die Lappen: Jäger, Hirten, Folklore-Objekte

Seinerzeit, das könnte eine Erklärung sein, haben einzelne Gruppen von Jägern bestimmte Herden verfolgt, das ganze Jahr über vielleicht, sie haben sie vor Raubtieren (Wolf, Bär, Luchs, Vielfraß) und anderen Jäger beschützt, sie mit der Zeit als Eigentum angesehen. Und die Tiere sind mit diesen Menschen vertraut geworden, vertrauter zumindest als zuvor.

Huftiere
Rentier

So wurden aus Jägern (den als Jäger sind die Lappen zuerst in der Literatur geschildert worden, als Jäger auf Ski notabene), so wurden aus ihnen Viehzüchter. Und in den letzten vier-, fünfhundert Jahren hat der ursprüngliche Jäger völlig umgesattelt, er kommt heute in den (Bilder-)Büchern nur noch als Hirte vor. Romantisiert, verkitscht; als "letzter Nomade Europas" ein Folklore-Objekt.

Es leben noch nicht einmal ganz 35 000 Lappen in Skandinavien: Dreitausend in Finnland, knapp zehntausend in Schweden, die meisten, etwas mehr als zwanzigtausend, in Norwegen. Sie haben zusammen ungefähr eine halbe Million Rentiere ... Ungefähr, denn erstens weiß ein Lappe selbst nicht genau, wie groß seine Herde ist, und zweitens will er's einen anderen nicht wissen lassen.

Die Küstenlappen sind sowieso Fischer und halten keine Rentiere; die (seßhaften) Flußlappen sind Kleinbauern, und die paar Rentiere, die sie besitzen, laufen in fremden Herden mit, in Pflege sozusagen. Die Waldlappen (in Schweden und in Finnland) haben kleine Herden, mit denen sie nur kurze
Strecken ziehen, Die Berglappen schließlich sind die Bilderbuchlappen: Die Herdenbesitzer, die (Halb-)Nomaden. Sie gehen noch - indes: jedes Jahr weniger - auf die große Wanderung.

Aslak Juuso in Finnland, zum Beispiel, zieht im Familienverband, vier Familien, von Kaaresuvanto, wo sie alle feste Häuser haben, nach Raiitijärvi. Da wohnen sie ein paar Wochen in vier Holzhäusern und ziehen im Hochsommer noch höher in die Berge, nach Skadjajärvi. Dort lebt die Familien in Rundzelten (kota). Schwedische Lappensippen kommen im Sommer mit ihren Herden über die Berggrenze nach Norwegen, zum Beispiel ins Hinterland zwischen Mo i Rana und Bodö.

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Rentier auf der Winterweide
Rentier auf der Winterweide