Die Rangordnung hält den Staat stabil
Im Lauf des Jahres vergrößert sich das Volk immer mehr.
Die Larven können immer besser gefüttert werden, die ausschlüpfenden Tierchen werden jedesmal ein wenig größer, die Geschlechtsorgane von mal zu mal ausgereifter. Nun machen die kleinen Erstgeborenen nur noch Innendienst; die größeren Nachkömmlinge besorgen das Futter. Eine strenge Rangordnung stellt sich ein, die den Staat stabil hält. Die ältesten Kinder haben dabei, obwohl sie am meisten geleistet haben, am wenigsten zu melden. Sie sind eben die Kleinsten.
Hummeln, die gegen Herbst ausschlüpfen, gleichen ihrer Mutter - der Königin - aufs Haar. Sie sind dazu ausersehen, den Winter zu überleben, um im darauffolgenden Jahr neue Hummelstaaten zu gründen. Vorausgesetzt, sie werden von einer männlichen Hummel begattet.
Diese, die Drohnen, haben außer ihrer spezifisch männlichen Aufgabe nichts zu tun. Schon ihre Herkunft ist nicht ganz standesgemäß: Sie stammen von Arbeiterinnen ab, die unbegattet blieben, aber dennoch Eier legten. Diese Junggesellen bummeln tagsüber herum, suchen Honig und Pollen (aber nur für sich und nicht für die Vorratskammern), kehren auch nachts nicht immer ins Nest zurück, sondern übernachten in Glockenblumen oder an anderen luxuriösen Orten. Nebenbei aber suchen sie eifrig nach einer Frau. Wenn sie eine - durch die Parfümschleppe, die sie hinter sich herzieht - entdeckt haben (sei sie nun eine Fremde oder eine aus der eigenen Verwandtschaft), versuchen sie, sich mit ihr zu paaren.
Wenn es gelingt, war dies der Höhepunkt ihres Lebens. Fortan sind sie nutzlos und sterben schnell.