Im Herbst bricht der Wespenstaat zusammen
Im Herbst stellen die Baumeister des Nestes Waben mit besonders großen Zellen her.
Die Königin, die nun schon beim Umherkriechen im Labyrinth der Waben alle Haare abgescheuert hat und wie poliert aussieht, legt auch in diese Zellen Eier, befruchtete und unbefruchtete. Aus ihnen werden junge Königinnen und Drohnen. Sie verlassen das Nest und paaren sich mit Partnern aus anderen Wespenstaaten. Die jungen Königinnen graben sich dann irgendwo eine Erdhöhle, in der sie den Winter überdauern. Die Wespendrohnen werden manchmal mit brutaler Gewalt aus dem Nest geworfen. Das ist wohl nützlich, damit sie sich nicht mit ihren Geschwistern paaren, was überall im Tierreich mangelhafte Nachkommen zur Folge hat.
Mit dem Auszug der jungen Königinnen beginnt der herbstliche Zusammenbruch des Wespenstaates. Die noch vorhandenen Maden sterben; sie werden aus den Zellen gezerrt und fortgeschleppt. Vermutlich hängt ihr Tod damit zusammen, dass sich die Drüsenausscheidung der Arbeiterinnen erschöpft. Diese Ausscheidung ist den Sommer über dem Futter beigemengt, das den Larven vorgekaut wird. Fehlen diese chemischen Säfte, so stoppt die Entwicklung; die Brut geht ein.
Um diese Zeit kehren immer weniger Arbeiterinnen von ihren Flügen ins Nest zurück. Sie sind von Altersschwäche überwältigt worden und hocken noch irgendwo herum, bis ihr Leben erlischt. Auch die alte Königin stirbt. Spitzmäuse und andere Räuber dringen in das nicht mehr verteidigte Nest ein und töten die letzten Überlebenden.
Wenn man wenige Wochen nach dem Zusammenbruch des Volkes die Nesthöhle aufgräbt, so zeigt sich ein Bild der Verwüstung: Schimmel hat die Wände erweicht; sie sind niedergebrochen. Larven kleiner Insekten zerbeißen die modernden Reste, das Höhlendach beginnt einzustürzen. Nur die jungen Königinnen, in einem Versteck vergraben, überleben das Ende. Einige von ihnen werden im nächsten Jahr einen neuen Staat gründen.