Der Schwarze im Wald
Zuerst schützte man in Kanada die Schwarzbären vor den Menschen. Heute muss man auch die Menschen schützen. Vor den Bären und vor der eigenen Sorglosigkeit.
Gegen Mitternacht, als die Camp-Feuer niedergebrannt waren, schlich der Schwarze durchs Lager. Fand, was er suchte: Steaks. Fische. Und verhedderte sich in einer Zeltleine, stieß im Schreck zwei Kochtöpfe um. Krach in der Wildnis. Es wurde schnell laut in den Zelten und Wagen, Stablampen wurden angeknipst. Da trollte sich der Schwarze wieder in den Wald. Auf allen vieren. Und ein Aufgestörter in Pyjamahose fluchte hinter ihm her. "You filthy swine..."
So redet man in Kanada - mit Bären.
Braun, blaugrau, zimtfarben, gelblichweiß
Genauer: mit Schwarzbären (auch: Baribal oder Euarctos americanus oder - "moderner" - Ursus americanus pallas). Die Schwarzbären sind von allen auf dem nordamerikanischen Halbkontinent lebenden Bären (Eis-, Kodiak-, Grizzly-Bären) die kleinsten, noch etwas kleiner als der sehr selten gewordene europäische Braunbär. Sie wiegen, ausgewachsene Tiere, durchschnittlich zwischen 100 und 200 Kilogramm - bis zu 300 Kilogramm. Ihr üblicher Name, Schwarzbär, ist irreführend: Ihre Färbung kann ins Braune, Blaugraue, ins Zimtfarbene und Gelblichweiße gehen. Unterschiedlichste Färbungen kommen in ein und demselben Wurf vor, Schwarz indes überwiegt. So werden sie halt "Schwarzbären" bleiben - und auch ein bisschen verkannt, als "Bären zweiter Klasse" sozusagen, denn nur der Grizzly (den die Wissenschaftler als Ursus arctos horribilis katalogisiert haben) gilt dem Publikum als richtiger Bär: groß, stark, furchteinflößend, gewalttätig. Der Name allein macht schon Angst. Aber "Schwarzbär"?