Sie suchen die Menschen
Er ist in Kanada ein Allerweltsbär, kommt praktisch überall in den Waldregionen vor (und Kanada ist zu mehr als einem Drittel mit Wald bedeckt), also von Neufundland bis British Columbia.
Nur aus der baumlosen Weite der Nordwest-Territorien und aus dem Nordzipfel der Provinz Quebec hält er sich heraus. Er ist ein Einzelgänger, und es leben zigtausend dieser Einzelgänger in Kanada. Allein in einem relativ kleinen Naturschutzpark, im Parc de la Verendrye (Quebec, 13 000 qkm), schlägt die Verwaltung sich mit etlichen 10 000 Schwarzbären herum.
Tatsächlich schlägt sie sich mit ihnen herum. Denn Schwarzbären haben sich - anders als die übrigen Arten - nicht vor dem Menschen noch tiefer in die Wildnis zurückgezogen. Im Gegenteil, sie suchen die Nähe und Nachbarschaft des Menschen, sie foppen ihn und schlagen als dreiste Gesellen ihren Vorteil daraus.
Schwarzbären haben ihre natürliche Scheu vor Menschen abgelegt. Sie posieren vor Kameras am Highway wie Filmstars, manche wie Clowns; das lässt sie zahm erscheinen. Der wichtigste Instinkt eines Tieres ist aber zu überleben. Zum Überleben braucht es Futter. Wenn Futtersuche einhergeht mit Furchtlosigkeit vor Menschen, macht das ein Tier, ein Raubtier zumal, aufdringlich und gefährlich. Aufdringlich, wenn es ungeniert an Autos herantappt und um Futter bettelt: wenn es abends auf Campgrounds, angelockt von Essensgerüchen, zwischen Zelten und Wagen ein spätes Mahl sucht. Und gefährlich, wenn es die Windschutzscheibe eindrückt (ein Kinderspiel für einen Bären); wenn es, gestört beim Futtern, im Schreck angreift.
Der Bär (schrieb Adamus Lanicerus, 1582) ". . . ist ein grausam döllpisch Thier. Große Krafft hat er in den fordern Schenckeln und Lenden, darum stehet er etwann aufrecht zu streiten. Sie können insgemein nicht schnell laufen, gehen auch etwann auf den hinder Füßen, steigen auf Bäume. Sie haben ein blöd Gesicht. Ihre Datzen sind den Händen der Menschen nicht gar ungleich, in fünff Theil oder Finger mit scharffen Klauen zerspalten".