Zoologisches Stichwort
Riesenschlangen
Zu den Riesenschlangen (Familie Boidae) zählen nicht nur die größten Schlangen der Welt, sondern auch viele kleine, kaum ein Meter lange Arten. Alle umschlingen ihre Beute und erdrosseln sie. Man kennt etwa 60 Arten aus vier Unterfamilien.
Die Boas (Unterfamilie Boinae) sind in Nordostafrika, im Vorderen Orient bis Indien, auf Madagaskar, vor allem aber in Süd- und Mittelamerika und im südwestlichen Nordamerika verbreitet. Am bekanntesten ist die Königs- oder Abgottschlange, Boa constrictor, die allerdings nicht zu den größten Schlangen gehört; sie wird sicher nicht über fünf Meter lang. Ihre Heimat ist Mexiko, Mittelamerika und Südamerika bis Argentinien. Gelegentlich wird diese besonders schön gezeichnete Schlange mit Bananentransporten bei uns eingeschleppt. Wenn sie auch keine Giftzähne hat, muß man sich doch vor ihren Bissen hüten.
Es ist schwierig, die genaue Länge einer Riesenschlange anzugeben, weil sie ihren Körper immer krümmt. Bei toten Tieren sind die Meßfehler noch größer, weil sie stark auseinandergezogen werden können. Die Anakonda, Eunectes murinus, aus den Flüssen Südamerikas soll eine Länge von neun bis elf Meter erreichen und mehr als vier Zentner schwer werden. Solche Riesenexemplare können zentnerschwere Tiere wie Schafe, Ziegen und Schweine mühelos verschlingen.
Alle Boas bringen lebende junge zur Welt. Die Pythons (Unterfamilie Pythoninae) sind in Afrika, Südostasien, Australien und im indomalayischen Gebiet zu Haus. Einige Arten sind Boden-, andere Baumbewohner.
Die Weibchen legen Eier, etwa 100, ringeln sich darüber zusammen, wärmen sie (durch sogenanntes Muskelzittern) und beschützen sie bis die jungen schlüpfen. Pythons aus dem indoaustralischen Faunengebiet, so die Netzpython (Python reticulatus), können es auf sechs und acht, ja bis zu zehn Meter Länge bringen. Der Tigerpython ("Heller Python"), Python molurus, wird bis zu fünf Meter lang. Python bivittatus ("Dunkler Python"), noch schöner als die Noninatform, wird acht Meter lang. Die meisten Arten bleiben aber erheblich kleiner.
Die Spitzkopfpythons (Unterfamilie Loxoceminae) sind nur durch eine Art vertreten, Loxocemus bicolor, die in Mexiko und Mittelamerika in Laubstreu und lockerem Boden gräbt. Die Mauritiusboas oder Bolyer-Schlangen (Unterfamilie Bolyeriinae) stehen vor dem Aussterben. Die beiden Arten Bolyeria multicarinata und Casarea dussumieri sind auf Mauritius vom Menschen bereits ausgerottet und leben heute nur noch auf der kleinen Nachbarinsel Round Islet.