Karpfenzucht ist heute eine Wissenschaft
Früher war die Karpfenzucht eine gemütliche Angelegenheit. Ausgewählte Männchen und Weibchen wurden in kleine und niedrige, daher gut erwärmte Laich- oder Streichteiche eingesetzt.
Da rechnete man je Weibchen ein vollausgewachsenes Männchen als Partner, dazu noch ein kleineres, den sogenannten "Anhetzer", um das Laichgeschäft anzukurbeln. Die Weibchen legten die Eier an Wasserpflanzen ab, die Männchen besamten sie. Dann entfernte man die Alten aus dem Teich. Die Fischbrut - der "Strich" - kam in größere Vorstreckteiche. Nach einigen Wochen wurde sie auf mehrere Teiche verteilt.
Eine Faustregel der Karpfenzüchter heißt: 10 000 Jungkarpfen auf 10 000 Quadratmeter Teichfläche bringt am Ende 1000 Kilo Karpfen.
Wenn alles gut geht. Inzwischen aber kann viel geschehen. Karpfen sind wehrlose Tiere und haben zahllose Feinde. Ihr unbeweglicher Flossenstachel ist Zierde, keine Waffe. Wir haben es beobachten können, wie die Frösche unter dem Laich aufräumen. Wasserspitzmaus und Wasserratte sind dauernd auf Karpfenjagd. Und erst die Vögel! Enten, Reiher, die großen Greifvögel und dann nicht zuletzt die Raubfische stellen dem Karpfen unaufhörlich nach.
In großen Teichwirtschaften ist man heute zur künstlichen Befruchtung übergegangen. In Haläsztö liegen die vielen großen Teiche in aufgeschütteten Deichen; der Wasserspiegel befindet sich etwa zwei Meter über dem Grund. Mit dem Flutwasser der Theiß werden die Teiche "gespannt". Das "abgeschlagene" Teichwasser dient zur Bewässerung der Felder.
Zur künstlichen Besamung ist man deshalb übergegangen, weil sie viel risikoärmer ist. Sie beginnt mit dem Aussuchen der vier- bis fünfjährigen Muttertiere. Ich habe oft zugeschaut, wie der Fischmeister mit dem runden, bleibeschwerten Wurfnetz geeignete Exemplare herausfischte. Das Werfen und Anziehen dieses Netzes ist eine schwierige Kunst, die Beurteilung der Tiere weniger. Kleiner Kopf und großer Körper - das gilt hier als Schönheitsideal, über das die Fischzüchter ins Schwärmen geraten.