Die reizvolle Verwandlung
Auch die Verwandlung einer plumpen, im Vergleich zur Libelle hässlichen Larve zum fluggewandten, farbenprächtigen Insekt ist ein reizvoller Vorgang, den man mit etwas Geduld in allen Einzelheiten beobachten kann.
Hier kann man ebenfalls viel Neues lernen, das in Büchern kaum zu finden ist. Zum Beispiel, dass die ausgewachsene Libellenlarve schon am Vorabend oder in der Nacht am Rand des Teichs an einem Pflanzenstengel aus dem Wasser klettert - soweit, dass sich der Vorderleib bereits an der Luft, der Hinterleib aber noch im Nassen befindet.
Erst in der Morgendämmerung kriecht die Larve am Stengel weiter hoch aufs Trockene. Dabei prüft sie durch tastende Bewegungen des Hinterleibs, ob sich nicht in unmittelbarer Umgebung Hindernisse befinden, die nachher die Entfaltung der Flügel stören konnten. Bis zum Beginn des Schlüpfvorganges vergeht dann meist noch eine halbe oder eine ganze Stunde. Man braucht also Zeit und Geduld.
Elf Monate bringt die Libelle als unansehnliche, braungraue Larve im Wasser zu. Dann - zwischen Mai und Juli - klettert sie an Land und krallt sich in Ufernähe, einige Handbreit über dem Erdboden, an Grashalmen fest.
Eine Stunde später platzt die Larvenhaut, und innerhalb einer weiteren knappen Stunde zwängt sich die zarte Libelle aus der engen Hülle.
Die zerknitterten Flügelstummel beginnen sich zu entfalten. Weitere zwei Stunden dauert es, bis das Tier soviel Blutflüssigkeit und Luft in die Adern der Flügel gepresst hat, dass diese ihre endgültige Größe erreicht haben.
Aber noch sind sie milchig trüb, weich und feucht. Noch könnte die Libelle nicht mit ihnen fliegen.
Mindestens eine weitere Stunde muss sie ausharren, bis die Flügel gehärtet und glasklar geworden sind.
Dann, um die Mittagszeit, startet sie zu ihrem ersten Flug.