Erkundungsflug am Objektiv
Besonders häufig trifft man Libellen in der Umgebung von Gewässern an. Das kommt daher, dass sich ihre Larven im Wasser entwickeln. Also setzte ich mich ans Ufer eines Teiches und beobachtete zunächst einige Stunden lang die Fluggewohnheiten der Libellen.
Solche Beobachtungen sind sehr lohnend, auch wenn man gar nicht daran denkt zu fotografieren Man kommt da oft zu Beobachtungen, die man in dieser Form nirgends nachlesen kann. Zum Beispiel, wie Libellen ihr Revier verteidigen. An jenem Teich betrachtete jede der Großlibellen ein etwa 15 Meter langes Uferstück als ihr eigenes Revier, aus dem sie eine fremde Libelle sofort vertrieb. In diesem Bezirk patrouillierte sie regelmäßig auf und ab, machte dabei Jagd auf Insekten und blieb immer wieder einige Sekunden lang beobachtend in der Luft stehen. Libellen zeigen deutlich eine gewisse Art von Neugier. Jede Veränderung in ihrem Revier müssen sie sofort untersuchen. Tags darauf setzte ich mich mit meiner Fotoausrüstung an das Ufer des Teichs und wartete, bis die Inhaberin des Reviers auf ihrem Routineflug auch zu mir kam.
Sie betrachtete mich genau. Nicht als Feind, denn dazu gab ich ihr keinen Anlass, sondern lediglich als eine Veränderung des Ufers, die es genauer zu untersuchen galt. Bei ihrer Erkundung der neuen Situation flog die Libelle sekundenlang so dicht vor dem Objektiv, mit dem ich sie im Visier hatte, dass ich mit der Kamera zurückweichen musste, weil sonst die Aufnahmeentfernung zu kurz geworden wäre.
Acht bis zehn Nachmittage lang saß ich jeweils einige Stunden am Ufer des Teichs, bis ich die Ausbeute zufriedenstellend fand. Darunter war auch das Bild der vorigen Seite: gleich zwei Libellen - Männchen und Weibchen -, die als "Paarungskette" zur Eiablage fliegen. Das ist die übliche Art, wie Libellen Hochzeit machen.