Feinschmecker fressen nur Spargel
In der Sippe der Hähnchen gibt es zwei Gourmets. Sie ernähren sich als Käfer und als Larven nur von Spargel. Die im Boden treibenden weißen Stangen, die wir als feinstes Gemüse schätzen, verschmähen sie allerdings; sie halten sich an das grüne Laub und an die Früchte.
Trotzdem kann es vorkommen, dass sie in solchen Mengen auftreten, dass das Wachstum der Pflanzen gefährdet wird, zumal es bei uns im Jahr gewöhnlich zwei Käfergenerationen gibt.
Crioceris duodecimpunctata heißt der Spargelkäfer auf lateinisch. Dieser Artname sagt, dass auf seinen Flügeldecken zwölf Punkte stehen. Man kann sich allerdings nicht ganz darauf verlassen. Einzelne Punkte können auch fehlen, andere miteinander verschmelzen; der Käfer ist also recht variabel. Hierin gleicht er seinem Vetter, Crioceris asparagi, dem Spargelhähnchen. Das ist auf den Flügeldecken glänzend schwarz mit gelben Zeichnungen.
In jedem Frühjahr sagt einer aus unserer Familie: "Die Lehmänner sind wieder da!" Er meint damit winzige Käfer aus der Gruppe der Hähnchen - die kleinsten unter ihnen drei oder vier Millimeter lang. "Lehmann" ist die Verbalhornung ihres Gattungsnamens Lema; sie stammt aus der Zeit, als unsere Tochter klein war. Lehmanns überdauern den Winter als Käfer, gelegentlich auch in Gebäuden. Wenn sie dann erscheinen und wir einen am Fenster entdecken, der ins Freie will - meist ist das im April der Fall -, dann wissen wir: Der Frühling kann nicht mehr weit sein. Über die Lemas ist nicht viel zu sagen. Natürlich haben sie, weil sie so klein sind, zartere Stimmchen, auch kann man sie nicht zu den Feinschmeckern zählen. Zwei von ihnen, die beiden Getreidehähnchen Lema lichenis und melanopus, fressen zwischen den Blattnerven der Getreideblätter, andere an Disteln oder am Natterkopf (Echium vulgare, ein Rauhblattgewächs). Ansonsten haben sie aber alle Gewohnheiten ihrer größeren Verwandten. Sie gleichen ihnen in der Körpergestalt, sie zirpen, und ihre Larven tragen Kot als Schutzschild auf dem Rücken.